Full text: Wege des Verkehrs

Marseille einzulaufen. Dieser gewaltige Schiffstunnel, 
der erst 1927 vollendet worden ist, hat die enorme 
Länge von 7120 m. 
5. See-Kanäle für Handelsplätze 
Mit dem Aufkommen des Maschinenzeitalters be- 
gannen die Seeschiffe, deren Umfang vorher in mehre- 
ren Jahrtausenden nicht sehr zugenommen hatte, rascher 
und immer rascher an Größe zuzunehmen. Die Folge 
war, daß bald seichtere Meeresteile oder Flußmündun- 
gen, die vorher unschwer von allen Schiffen benutzt 
worden waren, von den neuen Dampfern nicht mehr 
befahren werden konnten. Gar manche alten Seehäfen, 
die einst eine bedeutende Rolle gespielt hatten, sahen 
sich dadurch vom Verkehr auf See ausgeschaltet oder 
doch in eine Aschenbrödelrolle gedrängt. Manche 
Städte, die rechtzeitig die kommende Gefahr erkann- 
ten, sicherten sich ihre Bedeutung frühzeitig durch An- 
lage neuer Häfen an tieferem Fahrwasser. Das be- 
rühmteste Beispiel dieser Art ist die bereits 1827 durch 
den genialen Bürgermeister Smidt begonnene Schaf- 
fung Bremerhavens als Ergänzung Bremens. | 
In vielen Fällen ist es gelungen, durch Anlage eig- 
ner, tiefer Seekanäle oder auch durch großzügige Regu- 
lierung der Flußmündungen das Verhängnis von wich- 
tigen Häfen abzuwenden, die Gefahr liefen, vom Meere 
durch zu seichte Zufahrtstraßen abgeriegelt zu werden. 
Das typischste Beispiel liefert hierfür der Welthafen 
Amsterdam. In älteren Jahrhunderten gelangten die 
Schiffe selbstverständlich über die Zuiderzee zu ihm. 
Da diese aber meist nur 3!/, m Tiefe aufweist, wäre 
Amsterdam zu einem unbedeutenden Fischerort her- 
abgesunken wie das gegenüberliegende, dereinst hoch- 
wichtig gewesene Stavoren, wenn ihm nicht 1865 bis 
1876 durch den »Nordseekanal« ein direkter Zugang 
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