Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

Vegetabilifhe Nohftoffe. IV. Cap. 
ihen und in Ungarn, namentliH an Flüffen und Seen, und im Hanfag. Man 
verfertigt in Ungarn zahlreiche braune oder grünlihe Matten oder Decken (Da- 
fen), je nachdem die Liefchkolbe reif oder unreif gefchnitten worden; die Vottcher 
und Rorbmacher bedienen fich derfelben zu verfchiedenem SGebrauche, ferner dient 
fie zu Brot und Bienenkörben, Zögern, Stühlen und Betten, zum SGarbenbin- 
den, im Efanader und Kreuzer Comitate fogar zu Regenmänteln, Im Dorfe Leffe 
ny werden allein jährlich mehr al8 4000 Matten für die YUusfuhr nach dem Aus- 
(ande, vornehmlich nach Trieft, verfertigt, und noch In vielen andern Dörfern 
gibt e8 Mattenflechter , die fich großentheils von diefer Arbeit ernähren. Die breite 
Slätterige LiefchFolbe, die im Venezianifchen fehr Häufig wächft, dient Dort, wie 
anderwärts , vornehmlich auch dem Böttcher zum Ausftopfen der Fugen in den 
Saffern und Waffergefhirren, dann auch zum Weben und Flechten von Matten 
und Decken vyerfchiedener Größe, und von großen und Meinen Körben. Man hat 
bort auch eine meiße LiefhkFolbe (Typha alba, ital. Sala oder Pavera 
bianca), welche außer dem Gebrauche zu runden, fpiralartig geflochtenen Fuß: 
matten und Platten auch zum Einflehten der Flafchen und gläfernen Irinkgefchirre 
(Damegiane) benußt wird. Weniger gebraucht und feltener ift die Fleinfte 
kief{hEolbe (Typha minima), deren Blätter fehr {hmal und Lang find. 
Bemerkenswerth ift e8, daß in England erft im I. 1822 William Saltöhury 
die Entdedung gemacht Hat, daß die breitblätterige Liefchkolbe zu Flechtwerk, 
Matten u, dgl. eben fo anmendbhar fei, mie die Seebinfe, während Diefelbe im 
öfterreichifhen Stante {hon feit undenflicher Zeit Hierzu verwendet wird. Die 
Wolle der Kolben kann als Watte und zum Füllen der Betten benukt werden. 
6. Sandrohr (Arundo arenaria L., ital, Felce palustre, im Venezia: 
ni hen gewöhnlich Brulla oder Brula), welches fehr Häufig ftaudenweife in fan- 
digen Gegenden am Bo, und fait in allen venezianifchen Provinzen wächft. Diefes 
graugrüne, fehr zähe Rohr, veffen 6 bis 7 Fuß Hoher Halın die Dicke eines Kiel8 
der Naben Hwungfeder erreicht, wird in großer Menge für die Seiler gefammelt, 
melche daraus fehr hHaktbare Strike für die Fijherbarken drehen; auch dient e$ zu 
verfchiedenem Flechtwerk und zu Fußmatten, und die Weiber des Contado wiffen 
e8 zu ihren Schnürkeibern und Miedern zu verwenden, Viele aus Sandrohr ges 
drehte Strike werden aus dem Venezianifchen nach Iftrien‘ verfchickt, wo fie in 
den Dehlpreffen gebraucht merden, und eine bedeutende Quantität des rohen Nohrs 
gebt jährlich nach Dalmatien und Neapel, wo man e8 zum Anfaffen der Kranz 
eigen benußt. Da die Wurzel wie Nuecken im Boden fortläuft und ftarfk wuchert, 
Io fhicEt fich Diefes Rohr vorzüglich zur Befeftigung des Flugfandes, und auch 
die Sandberge, melche der Wind in großen fandigen Chenen und am SGeftade zU- 
jammenhäuft, werden fo fejt, daß fie den ftärkften Wellen trogen, weshalb die 
Holländer diefes Rohr auf ihren Dünen forgfältig anpflanzen. Die Isländer brau- 
‚hen den Samen zum Brote, und in Dänemark werden aus den Wurzelfafjern 
Bürften verfertigt, 
7. Hgelskopf, ein Waffler: und Sumpfgewächs, wovon befonder8 der 
iftige Igel8fopf (Sparganium ramosum L., ital. Cannetta oder Canela) benußt 
xird, Cr wächft in allen venezianifchen Provinzen, in Gräben und Sümpfen. im 
MWaffer, und wird zu Kehrbefen für gepflafierte Böden gebraucht, Andere einheimi- 
je Arten find: der einfache Igelsfopf (Sparganium simplex L.), ver Feiner 
al8 ber vorige ift, und der (GÖmwimmende Igel8skopf (Sp. natans), der auf dem 
Qaffer {Owimmt und auch in Bächen Ungarns, Galizieng und Kärntens vor- 
ommt. 
8, Binfe (Seirpus), ein Waffergewäcks, welches in ganz Europa auf 
feuchten und moraftigen Plägen, in Seen, Teihen, Gräben, Sümpfen 26. fort» 
iommt und ziemlich viele Gattungen 2ählt, Cinige Derfelben Haben zunde, Die 
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