Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

19% Vegetabilifhe Nohftoffe. IX. Cap. 
von den jüngeren Zweigen, gegärbt; doch fol man Hierzu nur die Rinde der 
männlichen Weide gebrauchen. 
8. Bayppelrinde von der italienifhen Bappel, welche 3.125 Procent 
Gärbjäure enthält; fie foll auch in der Iuftengärberei angewendet werden fönnen 
und gibt dem Leder einen angenehmen Geruch. Die Rinde der Bitterbannel oder 
Efpe enthält 3.33 Procent Gärbfäure. 
9. KRothHbuchenrinde, weldhe 2.08 Procent Gärbfäure enthält. Sie 
färbt aber das Leder röthlichHbraun. 
10. Weißbuchenrinde, fammt den Glättern, 
11. Nußfbaumrinde von dem wälfhen und dem fehmwarzen Nußbaume, 
zu ziemlich gutem Lohgahrem Leder, gemahlen und geftampft auch zu Sohlenle- 
der. Die Iombardifhen Provinzen Bergamo, Lodi und Crema machen davon Ge- 
örauch, nur pflegt man fie mit Acferdoppen und andern Ninden zu mengen, 
12. Erlenrinde, die befonder8 in mehren Gegenden Ungarns, zumal im 
Baranyaer und Warasdiner Comitate, und in den Militärgränzen zum Gär- 
ben ve8 Riemerleder8 (Botskor-hör) und des OpanfkfenlederS gebraucht wird, 
Sie färbt aber ta8 Leder roth ober rothbraun, und macht e8 fehr Hart. Auch die 
Blätter find dazı brauchbar, 
i3. Kaftanienhbaumrinde von dem edlen oder füßen Kaftanienbaume, 
mit einem Gehalte von 4.37 Procent Gärbfäure; in der innern weißen Rinde des 
KaftanienbaumesS findet man nebft 18.54 Procent Erxtractivftoff 13.12 Procent 
SGärbfäure. Das mit diefer Rinde gegärbte Leder ift fefter, ftärker und dennoch 
dabei gefhmeidiger al8 das mit Eicheniohe gegärbte, und überhaupt fcheint die 
Kaftanienrinde ein vortrefflihes Gürbe= und Färbe = Material zu liefern. 
i4. Rinde des Roßkaftanienbaumes, leicht, Ah, außen rothbraun, 
bin und wieder mit zarten Flechten befebt, innen weißgelb oder bräunlich. Sie 
muß im Frühjahr, und zwar von jungen Meften eingefammelt werden und läßt 
ich dann mit Vortheil in den Gärbereien und Färbereien anwenden. Den Gehalt 
an ®ärbfäure gibt man zu 1.87 Procent an, 
Außer den angeführten Rindengattungen find zum Gärben noch anwendbar: 
die Rinde des Tulpenbaumes, die viel Gärbfäure enthält und gut riecht; 
die Ahornrinde vom weißen oder Bergahorn, mit einem Gehalte von 2.88 
Brocent Gärbfäure; die tatarifche Ahornrinde; die Safelfirauhrinde, 
mit dem Gehalte von 2.19 Procent; die SchHwarzdornrinde, mit dem Ot- 
halte von 3.33 Procent; die Efhenrinde; die Rinde und Blätter der gemeis 
nen Cberefche, die Rinde und Blätter des gemeinen Wegdorns8 , die Hollunder-, 
Bflaumenbaum-, Kirfhbaum-, Aprikofen-, Granatapfelbaumrinde und wiele an- 
dere. Die Rinde der rothen Mangle, die im Mejicanifhen dicht an den See- 
ufern wächft, gibt ein dort zum Gärben dienendes Material. 
Die ausgegärbte LohHe wird noch als Brennmaterial verwendet, indem 
man fie in BVermengung mit etwas Lehm zu Ziegeln formt und dann noch allen- 
Falls mit Vheer tränkt. Solche Lohziegel werden in Wien angewendet. 
2) Burzeln. 
Die Zahl der Wurzeln, welche bisher in der Gärberei Anwendung fanden, 
ift nicht groß. Wir nennen davon nur folgende: 
15. Wurzel der weißen Seerofe oder weißen Wafferkikie, 
zu weiße See= oder Wafferblume, weiße Nirenblume, Seemummel, MWalfer- 
tulpe, Kannenplumpe genannt (Nymphaea alba L., ital. Ninfea, nenufar, 
ung. Vizitök), eine8 befannten Gewächfe8, welches in großer Menge in Zeichen, 
Seen und Sümpfen wächft, und Lefonder8 in einigen füdlihen heilen der Monz 
archie, namentlich in der Wrovinz Mantua, in Ungarn und Siavonien ungemein
	        
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