198 Megetabilifhe RNohftoffe, IX, Cap.
naffen Wäldern ver Chene wächft. Sie fehen den Blättern der Sandheere fehr ähn-
lich, mit denen fie oft verwechfelt werden, find aber unten punctirt und nicht
araugrün. Auch diefe wurden als Stellvertreter des Schmads empfohlen,
29, Heidelbeerblätter fammt den Stängeln, von dem Heidelbeerfirauche
(Vacecinium Myrtillus L., ital. Mirtillo, Mortella, ung. Fekete afonya),
wovon im Toscanifchen Gebrauch gemacht wird. In Deutfhland hat Sermbftädt
die Verwendung diefer Blätter und Zweige vorgefchlagen, weshalb die in neuerer
Zeit wiederholt gemachten Vorfchläge nicht mehr al8 neu angefehen werden kön:
nen, Nach einer in Verncafile gemachten Erfahrung follten 3 /, Pfo. der getrod-
neten Heidelbeerpflanze 6 id. Cichenrinde erfeßen fönnen, was fich jedoch nicht
Seftätiget hat. Nach der Angabe des Lederfabrifanten Siebhel in Münden if
diefelbe viel weniger wirffam. Der in der Mitte des Maimonat8 völlig ausge:
machfene Strauch wird mit der Sichel gefhnitten, möglichft gereinigt eingebracht,
getrocinet, Furz zerhackt und auf der Lohftampfmühle zerfioßen, zur Extraction
aber fiedendes NMegenwalfer genommen. Kalb- und Ziegenfelle find damit gegärbt
worden und gut ausgefallen,
30. Das Heidekraut (Erica vulgaris L., ung. Hanga, hangafa),
welches nach Haller zum SGärben fehr brauchbar fein folk, dient vornehmlich
zum SGärben der zu Handfchuhen beftimmten Felle, Das Heidefraut wird, fobald
28 gefHnitten ift, an der Sonne getrocknet und in einer Lohmühle zu feinem Bul-
ver aemahlen, welches man durch ein vollftändiges und Leichtes Reiben erhält,
— 81. Blätter der Brombeerfiaude oder der firauchartigen Him:
beere (Rubus fruticosus L., ital. Rovo, rogo, ung. Hamvas szederj),
welche in Deutfhland fchon im vorigen Jahrhunderte von dem verdienten © Le:
ditfh empfohlen, aber unbeachtet gelaffen wurden. Im I. 1835 ließ fich der
Irländer William Patterfon auf die Anwendung diefer Pflanze ein Patent
geben. Nach feinem Verfahren werden nicht nur die Blätter, fondern auch die
Wurzeln, Stängel und YAefte vorzugsweife im Frühling gefammelt, und, nach:
dem fie entweder an der Sonne oder vermöge FünftliH angebrachter Wärme ge
trodnet worden, auf einer LohHmühle gleich der Cichenrinde gemahlen.
32. Cihenblätter von dem CEihbaume, eiften in der @Gärberei vortreff-
fiche Dienftie, indem fie viel Gärbfäure enthalten.
33. Borft oder Sumpfporft, auch Kien- oder KühHnpo ft genannt
(Ledum palustre L.), ein Kraut, welches in fjumpfigen Gegenden Deutid)-
[and8, Galizien8, Ungarns, Schwedens, Polens, Nußlands 20. wild wählt,
und deffen Blätter in Rußland beim Gärben von Ziegen, Kalb=- und Schaf“
jellen gebraucht werden, um ein Leder von röthlicher Farbe und nicht unangeneh-
mem Seruch zu erhalten. Auch wird diefes Kraut bei der Deftillation des Birken-
5hle8 zum Behufe der Iuftenbereitung zugefeßt. In Schweden brauchte man ehe-
mals die Blätter als Beifag unter das Bier, wobei fie jedoch fhädlich find.
Außer den vorgenannten Materialien verwendet man in der ZipZ in Ungarn
a8 Laub der Lorberweide und einer auf den Karpaten am grünen und
weißen See machfenden Weide (welde dort Schmadf genannt wird); auch die
Blätter und Sproffen des Cpheu (Hedera helix L.) find brauchbar, Auf die
Verwendung der HSopfenreben, welche Mein gefchnitten, getrocknet und auf
einer Lohmühle gemahlen werden follen, erhielten im F. 1831 die Brüder Fried-
ih und EChriftian Müller aug Birnbaum in Baiern ein ofterr, ausfchl. Privi-
Jegium, Die Streu, d. fi. die Nadeln und Heinen YAefte der FiHtenbhäume fol-
fen nach der Bemerkung des Lohgärber8 A. FF, Carol zu Zenlenrode vortreff-
{ih zum Gärben fein. Der Hinefifhe Thee ift gleichfalls reich an Gärbjäure,
wovon der Sufchong (Siao-t{hong) 10, und der grüne Ihee 8,54 Procent ent