Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

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Die Farbe: Materlakien, 209 
(Caesalpinia brasiliensis I., vielleicht‘ vornehmlich von ber Caesalpinia 
srista, nach Lamarc von der Caesalpinia echinata). Diefer Baum wächft 
yorzugsweife an Techt trodnen Stellen zwifchen Felfen, und Hat einen fehr Hohen, 
sielfach gefrümmten und fnotigen Stamm, Das Holz ift fehr Hart, feft und fein, 
9 fhwer, Daß es im Waffer finkt; feine innere Farbe ift, frifO angefonitten, 
yelbbraun, aus den Poren fHimmern Harzige Iheile und an der Luft wird e8 
5ald rofh und dann gibt e8 eine fräftige, Ddunkelrothe Farbe. Jedoch ift die Farbe 
5e8 Holze8 nicht immer gleich, und fpielt zuweilen mehr oder weniger in8 Orange, 
Man erhält e8 gewöhnlich in YAeften und Blöcken, mit Zeichen verfehen (vgl. bie 
Bölzer S. 54), oder auch gerafpelt und gemahlen; doch ift erfiere8s immer dem 
‚ebtern vorzuziehen, weil diefes Häufig mit fchlechteren Sorten untermengt oDer 
yurh {Olechte Verpadung und Behandlung verfchlechtert ift. Durch Kochen in 
Baffer wird der größte Theil des rothen Pigmentes ausgezogen, und das rücz 
tändige Holz färbt fich fhmarz, gibt aber durch die Behandlung mit äßendem 
Rali noch ziemlich viel rothe Farbe, Wird der Auszug mit Alkohol oder Yınmo- 
ziaf bereitet, fo ift er bedeutend tiefer roth, als der mit Waffer gemachte. 
Sm Handel unter[Heivet man vom BrafilienhHolze, welches au Hira Pi 
sanga genannt wird, 2 Arten: Brazil mirim und Brazil assu; erftere8 wird 
jem Teßtern vorgezogen. Das Holz {ft in Pernambuco, wo der Handel am ver= 
zreitetften war, nur noch in Feiner Quantität vorhanden; man rechnet daher 
jeßt auch andere brafilifche Rothhölzer dazu. 
Der Hauptgebrauch des Brafilienz oder Fernambukhokzes tft zum Färben der 
Baumwolle, Schafmolle und Seide, und zwar in verfchiedenen Nuancen, und 
mit allerlet Zufägen und Beizen, Cine frifh bereitete Abkochung ift nicht fo gut 
mie eine ältere, felbft menn diefe {Hhon in Gährung übergegangen fein follte Nach 
Bellot8 Angabe nimmt man dazu möglichft hartes Waffer, welches eine dunk- 
(ere Farbe gibt, und zwar um fo mehr, je Falfhaltiger das Waffer war, Zuerft 
focht man daß gerafpelte oder gemahlene Solz 3 Stunden lang mit Waller, und 
öringt die Abkochung in eine Bütte, Hierauf wird das Holz mit der gleichen Menge 
Ballers noch 3 Stunden gekocht, und beide Üokochungen zufammengegoffen und 
ıngewendet. Eine andere, au bei andern Farbhölzern gebräuchliche und zweds 
näßige Art ihrer Verwendung zum Färben befteht darin, daß man das gemahlene 
6olz in einen Sacf von dünner Leinwand gibt, und diefen fJammt den zu fürben= 
jen Stoffen in das Fochende Waffer einbringt. Nach Dingler Jäßt fich der rothe 
Farbftoff der BrafilienhHökzer von fremdartigen färbenden Iheilen Leicht reinigen, 
wenn man dag Holz mit heißem Waffer oder Dampf behandelt, die Abkochung 
'9 weit concentrirt, daß auf 4 Pfd. noch 14 bis 15 Pfo. Abfud bleiben, diefen 
ıbfühlen Läßt und mit 2 Pfo. abgerahmter Mildh einrührt, dann wieder einige 
Minuten Yang auffocht und filtrirt. Dabei {Ylagen fich die der Klarheit der Farbe 
nachtheiligen, bunkelfärbenden heile des Decoctes in Verbindung mit dem gerinz 
nenden Käfeftoff der Milch nieder, und der rothe Farbitoff bleibt aufgelöft zurüdc, 
Muf diefe Urt mit Milch behandelte3 Brafilienholz = Decoct ift gleich frifh zum 
Färben anmendbar, und zwar eben fo gut als eine fehr alte Abkocdhung. E$ ge= 
winnt noch an Güte, wenn man durch Hinzugabe einer Meinen Quantität von 
zemahlenent Brafilienhokze eine fhwache Gährung bewirkt. In der Ofterzeit wird 
viel BrafilienhHolz zum Nothfärben der Cier gebraucht. Durch Alaun Täßt fich aus 
dem YAbfude ein carmoifinrother Niederfchlag für Maler bewirken, aus dem man 
zinen brauchbaren Lack bereitet. Solcher Art ift der venezianifhe Kus 
gellad, 
Außer dem vorftehenden begreift man unter dem Namen RothhHolkz auch 
da8 innere Stammbholz mehrer in der heißen Zone wachfender Bäume, welches 
Blumenbach’s Waarenkunde,
	        
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