Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

236 Vegetabilifhe Nohfioffe, X, Cap. 
Springfamenfraute8 oder der wilden Balkfamine (Impatiens noli 
me tangere), die an Bächen und fhattigen Gräben wächft; des gelb bLätte 
rigen oder Hornklee8 (gehörnten Sauerkflec8, Oxalis oder Lotus cornicu- 
Jata L.), der an fchattigen, feuchten Hecken und Mauern fortfommt; Die Kar 
boffelbLüthen von vielen Arten der Kartoffelpflanze (Solanum tuberosum L,.), 
momit man befonder8 in England günftige Verfuche zum Färben von Shawls 
aus thibetanifchen Ziegenhaaren gemacht haben foll; ver Sonnenblume (He- 
jianthus annuus L.), deren Blumenbhlätter in Frankreich verfucht wurden, u. 
a, m. — Zum Nothfärben dienen die Blumenblätter der KlatfHrofe oder 
e8 wilden MohHn8 (Papaver Rhoecas), der auf YNedfern unter den Saaten 
wächft, für Leinen, Baumwolle, Wolle und Seide, in Holland zum Rothfärz 
hen der Küfe; der gewöhnlihen Bäonie, Gicht over Pfingfirofe (Paeo- 
nia officinalis L.), ebenfalls auf Leinen, Baumwolle, Wolle und Seide; der 
cofhen Balfamine (Balsamina impatiens L.), mit Deren Blüthenfaft die 
Japaner die Fingernägel rofh färben; die Blümchen aus dem Schirme der gemei- 
nen wilden Moöhre oder MohHrrübe (Daucus carota L.), die allenthal- 
den auf magern, tirodnen Pläßen wächft, auf Leinen, Baumwolle 26.3 der fätrz 
jenden Salbei (Salvia colorans) im friflhen Zufiande, u. a. m. — Zum 
Blaufärben eignen fih die Blüthen ver blauen Kornblume (Centaurea 
ceyanus L.); der Schwertlilie oder Garten- Iris (Iris gladiolus), wor: 
aus fich auch eine fchöne Blaue und grüne Farbe für Miniaturmaler bereiten läßt, 
x. a, — Zum Grünfärben dienen die Blüthen des gemeinen WindhHalms 
(Agrostis spica venti), der Häufig auf {Hledhten Gründen wächft; der gemei- 
nen Ochfenzunge (Anchusa offieinalis L.), die an Wegen und auf Schutt 
muchert; des wahren (blauen) CEifen= oder Sturmhute8 (Aconitum na- 
pellus L.), der in gebirgigen Wäldern fortfommt; des Wiefenklee8 (Trifolium 
pratense L.), der überall auf Wiefen und Rafenplägen getroffen wird; der z wies 
belartigen Frisblume (Iris bulbosa anglica L.); der Roggentrefpe 
“Bromus secalinus L.), die unter den Saaten wächft; des wohHlriehenden 
oder Märzveilchen8 (Viola odorata L.), moraus fich ein f(Hhönes Saftgrün berei- 
ten Läßt, u. a. m. — Die getrocfneten braunrothen Blumenknöpfe des gemeinen 
Wiefenknopfe8 (Sanguisorba offieinalis L.), ver auf fetten Wiefen wächft, 
geben mit Cifenvitriol ein {Hmwarze8 Pigment, welches zum Färben anwendbar {fl 
6) Srücdhte und Samen. 
Auch aus diefer Claffe von Pflanzenkörpern gibt e$ viele, welche mit Bor- 
‚heil in der Färberei angewendet werden. Hierher gehören: 
88. Ungarifhe Kreuz- over Gelbhbheeren, die gelbbhraunen, bräun- 
(ichgrünen oder f(hwärzlichen getrockneten Beeren mehrer Arten de8 Wegdorns 
oder Kreuzbeerenfirauches, vornehmlich bes gemeinen Weg- oder Kreuzdorns 
(Rhamnus catharticus L., ung. Benge, Varjutövis) und des Stein-Wegdorng 
‘Rh. saxatilis L.), u. a. (Dergl. die Hölzer S. 28.) Die Beeren werden un- 
ceif abgepflückt, getrodnet und verfendet. Die ungarifchen find von der ÖOröße 
ziner Erbfe, rundlich, gegen unten fpikig zulaufend, vierfächerig, geflielt, mit 
4 Beinahe dreiekigen Samenförnern, weldhe auf 2 Seiten platt, auf der dritten 
gewölbt und unten zugefpißt find. Sie fommen vornehmlich auS dem Neitraer, 
Pefther, Bäcfer, Baranyaer, Särofcher, Szathmarer, Bihärer, Bekefer, Ara- 
der, TVemefer und Kreuzer Comitate, und werden den dDeutfhen Kreuzbees 
ten, welche 3 Fächer Haben, vorgezogen. Sie dienen in der Färberei, noch mehr 
in der Katundruckerei a8 Tafelfarben, aber ihr Bigment ift nicht echt, obwohl € 
den Einwirkungen von Luft und Licht ziemlich Lang mwiderfteht. Man Gereitet dar- 
aus auch Schüttgelb. Wil man Saftgrün oder Blafengrün bereiten, fo 
pflüdt man die Beeren im reifen Zuftande, wo der Saft eigentlich gelh oder 
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