Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

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 Feldfrüchte und Mehl, 291 
ent dazu Die Wurzel der hittern, Die Wurzeln werden gewafchen, mit einer Art 
Rafpel oder NMeibe zerrieben (mozu man jeßt auch Mafchinen hat), und der {0 ers 
saltene Brei in ftarfen Leinenen Säcen unter einer wirffamen Preffe möglichtt 
tarf außgepreßt, wodurch der größte Theil des giftigen Saftes, Ddeffen fich die 
Fingebornen zum Vergiften ihrer Pfeile bedienen, entfernt wird, Die ausgepreß- 
zn Kuchen, welche das Mehl enthalten, werden dann getrocknet und auf einem 
fernen oder fupfernen Bleche oder in einer Pfanne, über gelindem, ftet8 unter= 
haltenen Feuer, unter Geftändigem Umrühren geröftet, bis fie vollkommen troden 
ind und einen angenehmen Geruch, dem des heißen Brotes nicht unähnlich, von 
id geben. Bei diefem Röften entweicht ver Neft des Giftes, das in einer flüchtia 
gen Schärfe bejteht, vollends, Die Kuchen werden nach dem Erkalten in Feine 
Stücke zerbrochen und an der Sonne getrodfnet, wodurch fie ganz Hart und fpröde 
werden. In Diefem Zuftande ift die Caffaya ein fehr gefundes Nahrungsmittel , 
a8 vielfach von den Eingebornen, wie von den Weißen, genoffen wird. So neh= 
men die Eingebornen bei ihren Fahrten auf dem Amazonenfluffe nur Caffaya als 
Nahrungsmittel mit fich, welche ihrer Harten, fteinartigen VBefchaffenheit wegen 
ich fehr Lange Hält, faßt unveränderlich ift und von Infecten und Würmern nicht 
ıngegriffen wird. Das daraus bereitete Brot, welches Haitijh Xauxau, in Cayenne 
zleichfall® Cassave genannt wird, befteht in dünnen zerbrechlichen Kuchen, gleich 
den Tortillas aus Mais. In Waffer gekocht gibt das Mehl gallertartige, fehr 
1ahrhafte Brühen. Die Caffavyakuchen, die nah Europa fommen, Gejtehen fat 
yanz aus Stärkmehl, welchem nur eine geringe Menge Holziger Fafer beigemengt 
it. Legt man fie in marmes Waffer, wodurch fie zu einem milchigen Brei auf« 
weichen, feiht diefen durch Leinwand, und dampft ihn fochend und unter beftänz 
yigem Rühren ab, fo erhält man eine Förnige Maffe, welche nach dem völligen 
Austrocknen in einem Trofenzimmer die eigentlich fogenannte Zapioka darftellt, 
ie in Fälfern, Körben und Säcken nach England fommt. Diefe befteht aus faft 
einer Stärke und Fann aus Kartoffeljtärfe, die man mit Waffer Focht und unter 
Rühren zur Trocne abdampft, täufhend nachgemacht werden. Auch dem aus den 
Wurzeln gepreßten Safte, welcher einen Antheil Stärfkmehl mit fih führt, Kann 
narı durch langes Kochen und Häufiges Abfhäumen feine giftige Cigenfchaft henehs» 
nen, und dann die bräunlidke, jtarker Bouillon ähnlihe Brühe ohne Nahtheil 
yenießen. Ohne Kochen febt fih aus diefem giftigen Safte allmälig eine feine 
Stärfe zu Boden, die in Cayenne den Namen Cipipa führt und zu feinem Back» 
wert, zum Stärken der Wäfche, fo wie au zu Puder gebraucht wird, ‚Die Öüte 
8 Mehl8 Hängt vorzüglidh von der Vorficht und Gefchieflichkeit beim NRNöften ab. 
Soll das Mehl aufbewahrt oder verfchickt werden, fo wird Das Röften längere Zeit 
‘ortgefebt. Sit das Mehl vom Feuer genommen, fo wird e8 gefiebt, und wird dann 
in mehren Gegenden Mandioka genannt. Aus den Wurzeln bereiten auch die 
Singebornen Mittelamerikfa’8 ein heraufchendes Getränk, Mischla genannt. 
73. Stärfmehl aus dem geflekten Aron oder der ZehHrmwurzel 
‘6. 278), welches zu Abbotshury in England zum SGenuffe zubereitet wird. 
Schon oben S. 279 Haben wir erwähnt, daß Dr. Gouldfon in England 
18 verfchiedenen Wurzelgewächfen brauchbares Mehl Lereitet Haben foll; doch er= 
‘hie bisher noch Feines im Handel, eben {o wenig wie die angeblich von Du ver- 
zier in Bari8 aus verfchiedenen Wurzeln, Blättern, Samen 3C, bereiteten Mehl- 
iotten, welche den Gefhmack des SGemüfes, woraus fie hereitet find, behalten und 
ih 8 bi8 10 Fahre unverändert erhalten follen. 
Am Schluffe der Mehlgattungen erwähnen wir noch zweier Körper, von wel= 
hen in der Technik Anwendung gemacht wird, nämlich des Kleber8 und der Kleien, 
welche Iebtere den Ubfall des GetreideS beim Mahlen bilden... 
74, Kleber (Gluten), ein Beftandtheil des Setreidemehl8, den Beccaria 
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