Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

VBegetabilifche Rohftoffe, XIL Cap. 
in eigenen Defen oder Üpparaten, über eifernen Platten oder in befondern Pfan- 
nen und Keffeln gefchieht. Die Dehle Kommen bei den Pflanzen meift nur in den 
Samen vor, und zwar in dem Haupttheile derfelben, Der bei dem nachherigen 
Keimungsprozeß die Cotyledonen bildet; in dem Keime felbft findet fich Fein fetz 
te8 Dehl. Unter allen Pflanzenfamilien ift Feine fo reich an ShH[führenden Samen, 
wie bie der Eruciferen, nächft diefer die Familien der Drupaceen, AUmentaceen und 
Solaneen. In den Samen der Gramineen und Leguminofen finden wir meiftens 
nur Spuren von fettem Dehl. Außer den Samen bieten ausnahmsweife auch wohl 
andere Pflanzentheile fette Dehle dar, z. B. das Fleifch der Oliven. 
Man theilt die fetten Dehle gewöhnlich in trodnende und nicht trog 
nende; denn Mängere Zeit der Luft ausgefebt, nehmen fie Sauerftoff auf und 
verändern fihH mehr und mehr. Bei vielen wird die Farbe dunkler, die Confiftenz 
nehr vikflüffig, Geruch und SGefchmack werden widerlich ranzig; andere dagegen 
axydiren fich rafch und erhärten zu einer wenig gefärbten, harten, firnifartigen Maffe, 
and die lebteren find die trodnenden. Zu ihnen gehören: das Lein=z, Nuß-, 
Mohn-, Hanf-, Ricinus-, Kürbigkern-, Sonnenblumen=, TabakfamensShl, das 
Dehl aus Föhren= und Tannenfamen, aus den Samen der Baumwolpflanze und 
zu8 den Weinkernen,. Zu den nicht trodnenden gehören: das Baumsbhl, RÜbshl, 
Mandels, Behen=, Buch», Kohlfaat:, Mad=, Kaftanien-, Hafelnußshl, das 
Dehl au8 Pflaumen=, Kirfhen= und AWepfelfernen, das Senfühl, das Dchl aus 
den Samen des Spindelbaumes, den Hartriegelbeeren und Erdmandeln, 
Beim Erkalten nehmen die meiften eine diefliche Confijftenz an, und nur we 
nige ertragen bedeutende Kältegrade, ohne dik zu werden. Bei diefem Gerinnen 
der Dehle erhärtet nicht die ganze Maffe gleichförmig, fondern e8 {ft ein beftimm: 
jer heil, der fichH, oft in deutlich erfennharen fugelförmigen Körnchen ausfchel- 
det, und von Chevreul den Namen Stearin erhalten hat, wogegen der 
xicht erftarrende Theil von ihın ODIein genannt wurde, Die Dehle find daher 
al8 YAuflöfungen von Stearin in Olein zu betrachten, welche im AUgemeinen um 
To Teichter erftarren, je mehr Stearin fie enthalten. Nur ft nicht anzunehmen, 
daß in allen Dehlen ein und dasfelbe Stearin oder Olein enthalten ift. 
Die aus Samen gepreßten fetten Dehle nennt man zum Unterfchiede von den 
aus Früchten gepreßten Samenshle. Außerdem unterfcheidet man fie nach dem 
Sebrauche in Speife-, Brenn- und Fabrikfshle. AlS Speifeohl dienen 
»e wohlfchmecdenden, al8 Brennshl die, welche wenig Schleim enthalten (nicht 
rauchen und Jangfam brennen). Außer den eigentlichen fllffigen Dehlen gibt e8 
Juch weniger flüffige und feflte (butterartige), welche aus dem Pflanzenreiche ge 
monnen werden. Die Materialien zum Preffen der fetten Dehle zerfallen demnad) 
A. in Früchte, auß deren Fleifch oder Mark ODehHl gewonnen wird; B. in Sa: 
men, au8 welchen bie fogenannten Samenohle durch Breffen erhalten werden; 
C. in die Materialien der butter= oder talgartigen Pflanzenfette, Fin Anhang gibt 
10h eine Kurze Neberficht der Materialien zur Bereitung der flüchtigen oder äthe- 
„ifhen Dehle; die Materialien felbft find in dem Capitel der verfchiedenen Pflan- 
zenftoffe befchrieben. 
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A, Früchte, au8 deren Sleifch oder Mark Dehl gewonnen wird. 
Hier haben wir nur eine einzige Frucht, die Oliven, aufzuführen, da der 
größte Theil der Dehl-Materialien aus Kernen und Sanıen befteht. 
1. Oliven (Olivae, ital. Ulive, ung. Olajfabogyd, olajfagyümölts), 
die Früchte des Oliven= oder gemeinen DehHlhaumes (Olea europaes L., 
ital. Olivo, ulivo, una. Olajfa), der iebt im ganzen füdlichen Europa, im
	        
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