Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

586 Animalifhe Nohftoffe, XXVI, Cap, 
hat man in dem ebengenannten Lande einen MufgHelfand zum Scheuern, der 
zug Terelfchen und Zuyderzeemufcheln gemahlen wird. In Oflindien wird aus 
den feinften Mufcheln ein Kalk gebrannt, den man Chunam nennt, und in 
goldenen, filbernen oder andern metallenen Dofen aufbewahrt, um ihn mit Are. 
fanliffen, Betelblättern und Katechu vermifcht zu fauen. 
2, Auferfhalen, die rundlichen Schalen der zum Gefchlechte der Kamm: 
mufcheln gehörigen eßbaren Aufter (Ostrea edulis), bie in den eurcpäifhen 
Meeren an den fteinigen und fandigen Ufern, an den Küften der Infeln, an 
Felsflippen, auf Sandbhänfken ze. lebt. Solche Sammelpläge nennt man gewöhn: 
li Aufterbänfe, Sie dienen zum Brennen eines feinen Kalfe8, der vielleicht der 
Feinfte MufchHelkalk it; nur gibt er wegen Mangel an Kiefelgehalt Feinen guten 
Mörtel. Aus präparirten und in einem Mörfer gepulverten Aufterfchalen bereitet 
man mit einer weingeiftigen Maftixlöfung einen weißen Kitt zum Auslegen feiner 
Sravirarbeiten. in Holz, Horn 10., der fi® auch beliebig färben läßt. 
3. Remo oder Kimo, die Schalen einer Mufchel von außerordentlicher 
Größe, von den Ufern mehrer Infeln Oftindiens fommend. Man hat fie zu 2 
bi8 4 Kir. das Paar, und von 3 bis 4 STuß im Durchmeffer; inwendig find fie 
weiß wie Elfenbein. 
4. Gienmufchel, befonder8 die tiefenmäßige Gienmufchel (Chama gigas), 
die. auch Riefenmufchel, Vater Noah’3 Schulpe oder Wafchbeken genannt wird 
und fi in allen Meeren Oftindiens findet, Sie ift auf der innern Seite fOmußig: 
3elb, ungemein groß und wird von den Vornehmen des Landes zu Arinkgefchirren 
benußt. 
5. Benusmufchel, befonders8 die Selomufchel (Venus mercenaria), 
die mehrfarbig ift und fowohl in den nordamerifanifchen al8 andern Meeren ges 
Iroffen wird. In Nordamerika, befonders in Vennfilvania, Virginia 30. gelten 
diefe herzförmigen Mufcheln als Stellvertreter des Geldes, auch wurden ehemals 
au8 den Schalen weiße und Purpurrothe Perlen (Wampums) gefHnitten , welche 
Juf Lederftreifen aufgezogen und an die freien nordamerikanifhen Volksjtämme 
jum Schmud verfauft wurden, Diefe Berlen wurden früher ausfchließlich von den 
Enaländern geliefert, 
6. VBerfhneidbare Mufcheln, ver{hiedene an Größe, Geftalt, Farbe 
und Durchfichtigkeit abweichende Conchylien, welche zu unechten Artikeln, als Kameen 
4. f. w. verarbeitet werden. Auf der Nordküfte Siciliens gibt c8 Guntfarbige 
Mufdheln, Brogne genannt, welche man Häufig und aufs zierlichfte zu Rings 
einen, Kämmen, Knöpfen u. dal. verwendet. Giovanni di Anfelmo folf um 
1740 zuerft angefangen haben, die Mufcdheln zu fhneiden, In neuefter Zeit mur- 
den au Fünftlihe Zähne aus weftindifchen Mufchelfhalen, die Ambi8 heißen, 
verfertigt, und zwar fo gut, baß fie treu der Natur nachgebildet und von fehr 
langer Dauer find. Zu dem Ende werden die Mufchelfhalen mit einer feinen Säge 
in fo viele Stüde getheilt, al8 man Zähne haben will, und diefe erhalten dann 
ihre Form auf dem Schleiffteine, \ 
7. Schale des Berlenmutter-Nautilu8s (Nautilus pompilius), 
einer den indifhen und afrifanifchen Ocean bewohnenden Conchylie, welche auch 
Bapier = Nautilus und Schiffskuttel heißt und je nach dem Alter 1 bis 12 Zoll 
im Durchmeffer Hält. Man bereitet daraus in Oftindien Trinkgefhirre, Lampen 
und dal., und die Subftanz wird wie Berlenmutter verwendet. 
8. MeerohHren (Haliotis), einfchalige Condhylien, zum Theil von auss 
zezeichneter Schönheit, Zu den vorzüglichften gehört die Jrismufchel (Halio- 
tis iris), Die aus Nieder = Californien, Neufeeland und andern heilen Poly- 
neflen8 gebracht wird. Ihrer fhinen Regenbogenfarben wegen wird fie zu Knöpfen, 
Aingelegter Arbeit und vielerlei Salanteriearbeiten verwendet. Außerdem dienen
	        
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