Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

668 Mineralifhe RNohfioffe, XXVIM Cap, 
Sand zufammengefegt. In Italien und Überhaupt da, wo viele Marmorftücchen 
zu haben find, laffen fih auf diefe Weife marmorartige Fußböden und Fünftliche 
Mofaikarbeiten zu Stande bringen. 
18. Künfligher Gipsmarmor aus gefärbtem Gips mit einem ange= 
meffenen Bindemittel in den verfchiedenfien Farben, zur Bekleidung von Wänden 
in Kirchen, BPaläften und Sälen, für Lifche 10. Au wurden in Obersfterreich, 
Sraß, Berlin und andern Städten dergleichen Künftliche Marmorfourniere verfer= 
tigt, welche nach Art der Holzfourniere zu fehr fchönen Einrichtungsftücden vers 
wendet werden. Die Verfertigung folder Fünftliher Marmore gehört aber eigent- 
fig in das Gebiet der Stuckaturarbeiten und muß daher hier Übergangen werden. 
19. Zerfallener dichter Kalkftein vom Calvarienberge zu Baden 
nächft Wien, auch unter dem Namen weißer Kalk- oder Neibfand bekannt, 
Er wird in großer Menge nach Wien gebracht und hier zum Scheuern metallener 
und Hökzerner Gefchirre gebraucht, Der Hausbefiger Michael Leirner in Wien 
befaß feit 1827 ein ausfchl. Priv. auf eine verbefferte Zubereitung diefes Neibs 
[andes. 
20. Gebrannter Kalk (Calx viva, ung. Öltatlan mesz), d. i, Kalks 
feine, au8 welchen durch die Rothalühhike die Kohlenfäure ausgetrieben wurde, 
wodurch fie zu äßendem Kalk werden, welcher Leßtere weiß, undurchfichtig, von 
erdigem Bruche, gelind Laugenhaftem SGejchmacte, felbft in der HigHe des Knall- 
ga8gebläfes unfmel;bar ift und ein fpec. Gewicht — 2,300 bi8 3.179 Hat, Jeder 
Fohlenfaure Kalkftein taugt zum Kalfbrennen und zwar defto heffer, je reiner er 
von fremdartigen heilen, 3. B. von Thon ift, und am beften eignet fih dazu der 
bichte Kalkftein und Marmor, jedoch der falinifhe oder Förnige Marmor weniger 
al8 der gemeine. Das Brennen gefhieht in eigenen Kalköfen, die man von 
jehr verfchiedenen Conftructionen hat, und zwar von dem gemeinen, aus rohen 
Bruchfteinen zufammengeftellten Ofen durch eine lange Reihe von AWbänderungen 
und Berbefferungen hindurch bis zu den volliommenften Flammofen. Man unter 
jcheidet daher den gemeinen Sfterreichifhen Kalkfofen, den Stichofen und den lie= 
genden: Kalkfofen, den Iftrianer, den preußifchen, den englifchen, den fMHottifchen, 
den Stanhopefhen, den perennirenden Kalkfofen und viele andere, die mit Holz, 
Steinfohlen, Braunkshlen oder Torf geheizt werden, Zu den beffern Defen des 
Snlande8 gehört der perennirende Ofen nach Prof. v. AfhHauers8s Conftruction, 
welcher aus 1 Kubikklafter Urkalfiteins aus dem Olimmerfchiefergebirge 1017/00 
öfterr. Meken gutgebrannten Kalt gibt und an Brennftoff 2°°3/., Klafter °/elli- 
ge8 weiches Scheitholz oder 204 Wiener Kubiffuß Braunkohle erfordert, und der 
von Rothler in Steiermark erbaute, für Braunkohlenfeuerung beftimmte Ofen, 
der bet einem YAufwande von 340 Cir. Braunkohlen 600 Wiener Meken gut ge» 
brannten Kalk liefert. Aus der Erfahrung weiß man, daß das Kalkbrennen durch 
Segenwart von Wafferdampf fehr erleichtert wird, weshalb das Brennen bei 
jeuchter Luft beffer als bet trodner von Statten geht, und dafı fich frifher, noch 
jeuchter Kalkftein fhneller brennt al8 älterer, ganz au8getrockneter. Durdy das 
Brennen verliert der Kalkftein 45 Procent an Gewicht und 10 bis ZO Procent 
an Volumen. 
Der gebrannte oder Lebendige Kalk ift Feinesweg8 von gleicher Befhaffenheit. 
Sit er zu fhwach oder zu Kurze Zeit gebrannt, fo enthält er noch einen heil un: 
zerfebten Fohlenfauren Kalk und Heißt dann ungahr, d. i, unausgebrannt; ift 
zr zu flarf gebrannt, daß er durch eine zu Heftige Hike einen Orad von. Schmelz 
zung (Zufammenfinterung) erlitten hat, fo Heißt er todtgebrannt, und diefer 
(eßtere Mebelftand tritt dann ein, wenn der Kalkftein Zhonerde, Kiefelerde und 
Sifenoryd enthält... Magern Kalk oder Wetterfkalk nennt man folchen, der aus 
Kalfkitein gebrannt ift, welcher über 10 bi8 20 und 25 Procent fremde Gemeng=
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.