Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

672 Mineralifhe Nohftoffe. XXVIL Cap. 
ten oder al8 natürliches Mineral in eine Auflsfung von Fiefelfaurem Kalk gelegt, 
abforbirt felbft in der Kälte eine Geträchtlihe Menge Kiefel, erhält ein glatte 
tarfförniges Ausfehen und wird einer fHönen Politur fähig; die fo vorgerichteten 
Steine (heinen für Sculpturarbeiten und Verzierungen, wobei eine fehr feine Ars 
beit nofhmwendig ift, von Nußen werden zu Können, 
25. Künftlige Kreide, welche zuweilen in Gegenden Lereitet wird, wo 
e8 an natürlicher mangelt, z. B. aus Gips, den man von der Schwefelfäure 
befreit und mit Kohlenfäure verbindet. Dr. Winterfeld hat auch aus frifch 
gebranntem und gelöfchtem Kalk brauchbare Kreide Gereitet, indem er den teigigen 
Kalkfbrei auf mit Leiften verfehene Yrockenbreter aufftrich und zur Sättigung mit 
Rohlenfäure durch mehre Wochen in unterirdifche Räume brachte. 
26. Scaglia, eine zur Kreideformation gehörige Art Nalkfteins aus dem 
Benezianifhen, wo er in den BericifhHen und Euganeifhen Hügeln vorkommt ; 
er enthält nicht felten Dendriten, Iafpis und Feuerfleinnieren, und wird an meh- 
ven Stellen, wie bei Rovolone, alle Fraffinelle, am Monte Bufo und hei Lo0320 
[eit undenflidhen Zeiten für die Kalköfen gebrochen. 
27. BergmildGh, au Mondmilch (Lac lunae), BergmehHl und 
Bergguhr genannt, eine Kocfere, Leichte, zerreibliche, ftark abfärbende weiße, 
ing Graue oder Gelbliche fallende Kalkfubftanz, eigentlich Kreide neuern Urfprungs, 
die fich als fhwammige Maffe zwifchen den Rigen der Felfen und in Bergflüften, 
4 DB. in dem MondmikchlochHe des Pilatusherges in der Schweiz, unweit RNegend- 
burg, in Würtemberg, in Tirol, in Piemont, in Böhmen, Mähren, DOefter- 
seich (Bei Medling), in Rußland u. f. w. findet. Sie dient hier und da zum Neber- 
tünden der Mauern, wird aber, um ihr mehr Haltbarkeit zu geben, mit gewöhn- 
lißhem Kalk gemifcht. 
28, Dolomit, eine Urt Bitterkalk, von Dolomieu, welcher zuerft in 
diefem Marmor einen ftarken Zufaß von Fohlenfaurer Yalkerde auf den Hihen des 
Brenner8 entdeckte, fo benannt, vderb, aus Fryftallinifch =» Förnigen heilen zu= 
jammengefeßt, weiß, gelbliG und graulich, feltener gelbligbraun, durchfcheis 
zend i8 undurchfichtig, perlenmutterglänzend, fchimmernd und matt, ziemlich 
ipröde, mit einem fpec. Gemichte = 2.60 bis 2.70. Der dichte oder KSörnige 
Feigentliche) Dolomit, welcher dem Carraramarmor ähnlich fieht und fajßt immer 
mit feinen Glimmerfhlppchen gemengt ift, findet fichH in großer Menge im Urger 
birge der Alpen, wo er in der Schweiz, in Tirol, Kärnten, Batern, Italien 26. 
Lager bildet; auch in England (in einer Hügelreihe von Sunderland bis nad) Not» 
tingham), wo er Magnesian limestone heißt, in BaireuthH, Ungarn 36. findet 
zr fi. Er dient zu fhinen Statuen, wozu er zum Iheil fhon von den Alten 
benußt wurde und al8 vortrefflicher Bauftein, wie das aus ihm erbaute gothifdhe 
Münfter zu Nork beweifet, fo wie zu Hydraulifchem Mörtel; die weniger reinen 
Sorten,” wie die Rauhwade und andere, find Hierzu in geringerm Maße anıwend- 
bar. Aus den reinen Sorten Läßt fihH mit Vortheil Bitterfalz und Kohlenfaure 
Magnefia darftellen, 
Die {Hwefelfauren Kalkgattungen find: 
29. GipS (Gypsum, ital. Gesso, ung. Gipsz) ober fchwefeljaurer Kalk, 
ber unter den Fisggebirgen ein eigenes Gebirge bildet, von dem fih 4 Formatios 
nen unterfheiden Taffen; die verbreitetften davon find die mit dem Steinfalzgebirge 
zufammenhängende, und die auf dem bunten Sandftein aufliegende; eine andere 
Fommt bei Maris vor, zumal auf dem Montmartre, Der Gips ift in reinem Zu- 
tande weiß, Häufig aber durch fremde Beimengungen röthlidh, gelblich, Llaulich 
in8 Braune und Graue, doch größtentheil8 von kichten Farben, ziemlich weidh, 
jo baß er felbft von dem Fingernagel gerigt wird, und fonımt fpathig, faferig, 
dicht oder Fürnig und erdig oder mehlig vor; fein fpec, Gewicht {ft == 2,8 Dis 2.4.
	        
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