Full text: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe, welche in den Gewerben, Manufakturen und Fabriken verarbeitet und verwendet werden

768 Mineralifche Rohfioffe. XXX. Cap. 
her Tebtere fich auch aus den Grubenwafjfern Fünftlich darfiellen Iäßft, Da der nas 
türlicdhe Eifenvitriol in viel zu geringer Menge vorhanden ift, fo wird der meifte 
in den fogenannten Vitriolfabrifen oder Vitriolfievdereien Fünftlih erzeugt, und 
zmar entweder auS dem Vitriol- und Alaunfchiefer, oder durch Zerfegung des in 
den Steinkohlenflsgen vorkommenden Strahlkiefes (Waffer- oder Bitriolktefes), oder 
durch Yuslaugen der alten Grubenfieine (de8 fogenannten alten Manns), feltner 
durch Auflstien von Cifen in verdünnter Schwefelfäure big zur Sättigung, Ab- 
yampfen. und Kryftallifiren. 
Auf folche Art entfiehen mehrerlei Sorten von Cifenvitriol, die unter ver= 
(chiedenen Namen im Handel geführt werden, als böhmifcher, Bodenmaifer (aus 
Baiern) , englifher, fächfifher, {Hlefifher oder fhmwarzer, ungarifcher, Iftrianer 
oder venezianifcher ut, f. w. Manche Vitriole find mehr oder weniger Fupferhaltig 
und haben dann eine ins Blaue fallende Farhe, wie der Salzburger, der aus fıl= 
pferhaltigen Eifenkiefen bereitet und in Baiern, Sachfen, Kärnten, Steiermark, 
Italien 20, nachgemacht wird, der Admonter aus Oberfteiermark, der Aolervitriol 
von. Kronach in Baiern 20. E8 gibt aber wenig ECifenvitriol, welcher ganz frei von 
(Owefelfaurem Kupfer ift. Sein Gebrauch ift fehr ausgebreitet, Hauptfächlich in 
der Färberei und Druckerei, namentlich zu Beizen, wie auch zur Nuancirung ver= 
[Hiedener Färbebrühen, zum Färben von Schwarz und dunklen Schattirungen, 
zum Schwärzen des Leder8, zur Vintenhbereitung, zur Bereitung des Berlinerblau 
und einiger gelben und rothen Eifenfarben, zur Auflsfung des Indigo, zum Gelb- 
firben de8 Kalt8; ferner als Zufabß zur engl. Stiefelmichfe, als HUlf8mittel zum 
Vergolden des Eifen8, bei der Verfertigung der Schwefelfäure, als Mittel zur 
Mufbewahrung anatomifcher Präparate, zum. Vertilgen des Unkraut8, gepulvert 
als Schubmittel für Haare und Federn gegen Motten u. f. w.. Enthält ver 
Vitriol nur einen geringen Antheil Kupfer, fo Kann er in den Druckereien und 
Färbereien Leicht davon befreit werden , indem man ihn in Waffer auflöft und in 
bie falte ANuflöfung blanke Cifenbleche Legt. 
Der in Vitriol- und Alaunwerken aus den Laugen abgefeßte gelbe Schlamm, 
getrocknet und in einem Flammofen caleinirt, nimmt eine ziemlich {chön rothe Farbe 
an, und gibt nach gehörigem Mahlen und Schlämmen das im Handel vorkom= 
mende EnglifhHroth, eine ordinäre und wohlfeile rothe Malerfarbe. Eine 
Ähnliche rothe Farbe gibt der gebrannte oder geröftete Sifenvitriol. Durd 
daß Roften wird der Vitriol anfänglich zu grauem Pulver (weißgebrannter Vi- 
triol oder Digby'8 fympathetifches Pulver); bei fortwährender Erhigung entwi= 
Felt fich gasfürmige fhwefelige Säure, die Farbe neigt fich von Hochgelb ins 
Orange und geht dann in Roth über. &8 gibt daher gelb, orange und roth ge 
Sirannten Eifenvitriol, wovon der Leßtere eine Verbindung von Eifenoryd in hHos 
hem Grade der Oxydation, mit Schwefelfäure ift, die 3 Farbenabftufungen beruhen 
bloß auf der fteigend Höhern Orydation, Alle 3 dienen in der Färberei und Drus 
ferei zur Darftellung fubftantiver Eifenfarben. Bei der Bereitung der Nordhaufer 
Schwefelfäure bildet das nach vollftändiger Austreibung der Schwefelfäure zurüds 
bleibende Eifenoxryd den fogenannten Kolkothar (Crocus Martis), der, wenn 
er fein zerrieben und gefchlämmt wurde, auch Polkirroth genannt wird. Cr 
dient vornehmlich zum Boliren von Stahlarbeiten, Gold- und Silberarbeiten, 
und der zur Daguerreotypie Heftimmten plattirten Platten; ferner zum Poliren 
von Glas, Spiegeln und optilden Gläfern 216. In England wird diefes Polirroth 
oder. venezianifche Moth in 4 Sorten (feine, zweite, dritte Sorte und Grund) be= 
veitet, aber auch nicht felten mit anderm VitriolrothH oder dem Englifhroth ver= 
Fälfht.. Sonft nennt man auch Kolfothar (Caput mortuum, Zodtenkopf) den 
Rücjand von der Deftillation mineralifdher Producte , vorzüglih bei der Schets 
dewalfer s und Vitriolshifabrikfation, der ein rothes (Mwefelfäurehaltiges Eijenz
	        
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