Full text: Bis zur französischen Revolution (1. Abteilung, 3. Band, 1. Teil)

1. Kapitel. Volkswirtschaftlicher Fortschritt im Zeitalter der Staatsallmacht. 199 
Die Produktivkraft der Arbeit hängt aber aufserdem auch von der 
Vollkommenheit der Werkzeuge ab. Im Handwerk diente dasselbe In- 
strument noch zu verschiedenen Verrichtungen, — sobald jedoch der 
Arbeitsprozefs in eine Menge einzelner Operationen zerlegt ist und jede 
Teiloperation in der Hand des Teilarbeiters eine möglichst entsprechende 
Form gewinnt, müssen die vorher zu verschiedenen Zwecken die- 
nenden Werkzeuge notwendig geändert werden. Das geschieht, indem 
die Arbeitswerkzeuge an die ausschliefslichen Sonderfunktionen der Teil- 
arbeiter angepafst werden. „Die Richtung ihres Formwechsels ergiebt 
sich aus der Erfahrung der besonderen Schwierigkeiten, welche die un- 
veränderte Form in den Weg legt. Die Differenzierung der Arbeits- 
instrumente (wodurch Instrumente derselben Art besondere feste Formen 
für jede besondere Nutzanwendurg erhalten) und ihre Speecialisierung 
(wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der Hand specifischer 
Teilarbeiter in seinem ganzen Umfange wirkt) charakterisieren die Ma- 
nufaktur“ (MArx). Dieser Punkt ist besonders wichtig, denn hier setzt 
der technische Fortschritt späterer Zeiten ein. 
Da der Arbeitsteilung eine rechtzeitige Arbeitsvereinigung entsprechen 
mufs, und da das Arbeitsresultat des Einen den Ausgangspnnkt für die 
Arbeit des Anderen bildet, so hat der ununterbrochene Fortgang des 
Arbeitsprozesses zur Voraussetzung, dafs allseitig in gegebener Arbeits- 
zeit ein gegebenes Resultat erzielt wird und Alles planmäfsig in einander 
greift. Durch diese unmittelbare Abhängigkeit der Arbeiten und daher 
der Arbeiter ist jeder Einzelne gezwungen, nur die notwendige Zeit zu 
seiner Funktion zu verwenden, — wodurch eine ganz andere Kontinuität, 
Gleichförmigkeit, Regelmäfsigkeit, Ordnung und namentlich auch Inten- 
sität der Arbeit erzeugt wird als im unabhängigen Handwerk: der Zu- 
sammenhang des Gesamtmechanismus zwingt den einzelnen Arbeiter, 
mit der Genauigkeit und Sicherheit eines Maschinenteils zu wirken. 
Darum gab der Leiter einer britischen Glasmanufaktur auf die amtlich 
an ihn gerichtete Frage, wie die Arbeitsamkeit unter den beschäftigten 
ganz jungen Personen aufrecht erhalten werden könne, die charakte- 
ristische Antwort: „They cannot well neglect their work; when they 
once begin, they must go on; they are just the same as parts of a 
machine“! 
Durch die Zerlegung des Arbeitsprozesses ın einfache und zusammen- 
gesetzte, niedere und höhere Funktionen können ihnen die Arbeiter je 
nach dem Grade ihrer natürlichen oder erworbenen Fähigkeiten zugeteilt 
werden, und so entsteht eine Hierarchie der Arbeitskräfte, der eine 
Stufenleiter der Löhne entspricht. Darin haben denn auch die beiden 
ersten Philosophen des Industriewesens, BABBAGE und URrE, eine ganz 
besonders wichtige Eigentümlichkeit der Manufakturen gesehen. „Indem 
man — schreibt BABBAGE — die Produktion in eine Reihe verschiedener
	        
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