Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

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dienen soll, erfüllen will. Durch einen vorzeitigen Beginn der Arbeit 
würde nämlich das zur Verdauung notwendige Blut vom Ver- 
dauungsapparat abgezogen und den arbeitenden Muskeln zugeführt, 
sodaß die Verdauung nur langsam und unbefriedigend vor sich 
ginge. Dabei darf der Weg zu und von der Essensstätte sowie die 
besonders für Giftarbeiter notwendige Wasch- und Umkleidezeit 
nicht als Pausenzeit gerechnet werden. Für Betriebe mit großer Ent- 
fernung zwischen Arbeits- und Essensstätte sind daher Speise- 
räume, Wärmeeinrichtungen oder Kantinen Voraussetzung, wenn 
sie mit einer einstündigen Mittagspause auskommen wollen?. In 
Industrien, wo giftige Gase ın größerer Menge auftreten und nicht 
vollkommen abgesaugt werden können, oder wo die heutige Technik 
es noch nicht möglich gemacht hat, die Arbeitsräume von kleinen, 
aber schon nicht ganz gleichgültigen Mengen giftiger Gase frei- 
zuhalten, wie beispielsweise in Glühlampenfabriken und Gießereien, 
ist eine längere Pause vorzüglich geeignet, eine zu Gesundheits- 
störungen führende Ansammlung zu verhindern. 
Der günstige Einfluß, den die Mittagspause auf die Leistungs- 
fähigkeit des Arbeiters ausübt, wird durch zahlreiche Unter- 
suchungen aus der Praxis bestätigt. So stellte M. Bernays an Hand 
automatischer Meßapparate fest, daß die einstündige Mittagspause. 
mit der Hauptmahlzeit für bestimmte Gruppen von Spinnerinnen 
eine Zunahme der Arbeitsleistung bewirkte, weil die Anreicherung 
der Energiestoffe den Anregungs- und Übungsverlust weit ausglich. 
Der Münchener Kliniker F. von Müller äußert sich zur Frage der 
geteilten Arbeitszeit: „Wenn es darauf ankommt, die Leistung 
eines jeden einzelnen möglichst hochzuhalten, so kann es nur in der 
Weise geschehen, daß eine genügende Mittagspause und damit die 
Möglichkeit einer Hauptmahlzeit in den Mittagsstunden eingeführt 
wird. Der frühere Arbeitsschluß um 3 oder 4 Uhr kann unmöglich 
als Ersatz für die Nachteile der ungeteilten Arbeitszeit angesehen 
werden. Für die Gesundheit und Arbeitskraft ist daher die geteilte 
Arbeitszeit besser3.“ 
1 Rationalisierung, Arbeitswissenschaft und Arbeiterschutz, S. 77. 
? Zentralblatt für Gewerbehygiene und Unfallverhütung, Jahrg. 1925, S. 39/40. 
® Zentralblatt für Gewerbehygiene und Unfallverhütung, Jahrg. 1925, S. 40. 
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