Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

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Recht bedeutungsvoll ist auch die Art der Erholung. Ohne auf 
die physiologischen Wirkungen, die durch eine Änderung des Blut- 
druckes hervorgerufen werden, näher einzugehen, sei doch hervor- 
gehoben, daß die Erholung in liegender Stellung viel rascher vor 
sich geht als in sitzender oder gar stehender. Wo die Betriebs- 
verhältnisse es gestatten, wird die Aufstellung von Liegestühlen 
sich empfehlen. Auch mit Armstühlen hat man in Betrieben gute 
Erfolge erzielt, besonders dann, wenn sie gleichzeitig einen Ruhe- 
platz für die Füße hatten. Nach ihrem Gebrauch war nicht nur die 
Arbeitsleistung eine größere, sondern auch die Ermüdungserschei- 
nungen geringer*. Durch Vermittlung freudiger Empfindungen kann 
die günstige Wirkung körperlicher Ruhe verstärkt werden. In 
amerikanıschen Großbetrieben werden zu diesem Zwecke beispiels- 
weise Grammophone aufgestellt, die den Arbeiter während der 
Pausen durch anregende Musikstücke zu erfreuen suchen, in anderen 
gibt man den Arbeiterinnen Katzen zum Spielen oder läßt lustige 
Stückchen aus den Tageszeitungen vorlesen. In anderen Fällen 
wurde Arbeitslust und -leistung dadurch gehoben, daß man den 
Arbeiterinnen in der Pause Gelegenheit zum Tanzen gab oder, wie 
z. B. in englischen Munitionsfabriken, den Arbeitern das Fußball- 
spiel gestattete?®. 
Auch für Nacht- und Sonntagsruhe ist es nicht gleichgültig, wie 
die Ruheperiode verbracht wird. Für die Nachtruhe scheint der 
Schlaf die beste Art der Erholung zu gewährleisten. Der Wert des 
Schlafes besteht in einer vollkommenen Muskel- und Nerven- 
entspannung, welche kaum im Wachen in diesem Maße möglich ist. 
Die Restituierung des Körpers vollzieht sich nach Kraepelin in der 
Hauptsache im Tiefschlafe, den eine Gruppe von Arbeitern schon 
zwei bis dreı Stunden nach dem Einschlafen erreicht, während er 
bei einer anderen Gruppe erst kurz vor dem Erwachen eintritt®. 
Die erste Gruppe, die sogenannten Morgenarbeiter, entfaltet das 
Maximum ihrer Tätigkeit am Vormittag, während es bei der zweiten 
Gruppe, den sogenannten Abendarbeitern, in den Nachmittags- 
1 Gilbreth, Ermüdungsstudium, S. 27/28. 
? Zentralblatt für Gewerbehygiene und Unfallverhütung, Jahrg. 1925, S. 60. 
3 Technik und Wirtschaft, Jahrg. 1919, S. 864. 
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