Il. Hebung der Arbeitsfreude durch seelische Ver-
knüpfung des Arbeiters mit seiner Arbeit.
Zur Hebung der Arbeitsfreude wurde u. a. der Vorschlag hand-
werklicher Rückbildung der Industrie gemacht. So wenig nun die
Forderung der Wirtschaftlichkeit eine Rückkehr zu handwerk-
lichen Verhältnissen und damit zur Arbeitslust handwerklicher
Herstellung in unserem Zeitalter der Atomisierung der Arbeit zu-
laßt, so sehr müssen wir alles daran setzen, die Bande zwischen
Arbeiter und Arbeit auch in der arbeitsteiligen Wirtschaft der
Gegenwart enger zu knüpfen. Ein Mittel hierzu ist die Anpassung
der Arbeit an das psychische Verhalten des Arbeiters bei gleich-
förmiger körperlicher Arbeit, deren wichtigstes Merkmal die Ein-
förmigkeit ist. Sie wird bedingt durch die immer gleichartigen
Sinneseindrücke, die gleichartigen bewußien oder unbewußten see-
lischen Vorgänge und die gleichartige Nerven- und Muskeltätigkeit.
1. Berücksichtigung der Monotonieempfindlichkeit.
Obwohl die primitive Wirtschaft eine große Anzahl von Be-
schäftigungen kannte, die lang andauernde, sich stets in gleicher
Weise wiederholende Bewegungen erforderten, wie z. B. das
Stampfen von Körnern und anderen harten Früchten in Mörsern,
das Bedienen der Handmühle und dergleichen mehr, entfaltete sich
die Arbeitsmonotonie erst mit der industriellen Entwicklung zu
einem sozialen Problem!. Das hat seinen Grund darin, daß der
primitive Arbeiter das Tempo seiner Arbeit dem freien, persönlichen
Rhythmus anpassen konnte, eine Tatsache, die Karl Bücher zu
der paradox klingenden Behauptung veranlaßte, daß gerade die
Einförmigkeit der Arbeit die größte Wohltat für den Menschen sei,
solange er nämlich das Tempo seiner Körperbewegungen selbst be-
stimmen könne. „Denn sie allein gestattet rhythmisch-auto-
matische Gestaltung der Arbeit, die an sich befriedigend wirkt, in-
dem sie den Geist frei macht und der Phantasie Spielraum ge-
währt... Rhythmische Arbeit ist aber auch an sich nicht geistlos,
sondern in hohem Maße vergeistigte Arbeit; nur daß das dafür
nötige Nachdenken an den Beginn der Verrichtung gelegt ist und
1 Praktische Psychologie, Jahrg. 1920, S. 71.
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