Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

punkte aus gesehen, geschweige denn vom religiös-ethischen und 
nationalen, ist eine solche Auffassung absurd. Warum sollten denn 
gerade diejenigen mit Notwendigkeit Feinde sein, deren Lebensinter- 
essen so eng miteinander verbunden sind ? 
Daß eine Arbeit, die man für den Feind Arbeitgeber leistet, als 
besonders unlustvoll vom Arbeiter empfunden wird, bedarf wohl 
kaum einer Begründung. Die mit Unlust verbundene Minderleistung 
gebietet dem Unternehmer, alles zu tun, um den Arbeiter zu über- 
zeugen, daß seine Interessen und die des Betriebes nicht mıt Not- 
wendigkeit entgegenlaufen. Zur Erreichung dieses Zieles gilt es, im 
Arbeiter das Gefühl der Werkzugehörigkeit! rege werden zu lassen 
und rege zu erhalten, das Gefühl, daß er mit dem Ganzen des Be- 
triebes auf Gedeih und Verderb verbunden ist. Dieses Gefühl der 
Werkzugehörigkeit kann u. a. durch gut redigierte Werkzeitungen 
gefördert werden, in denen der Arbeiter etwas über seinen Betrieb, 
die Gestaltung und Verwendung der von ihm produzierten Waren 
usw. erfährt, ferner dadurch, daß Vertreter der Arbeiterschaft bei 
solchen organisatorischen Maßnahmen gehört und zugezogen werden, 
die das Wohl und Wehe der Belegschaft berühren und deren Be- 
gründung erfahren, damit nicht das Gefühl bei den Arbeitern au{f- 
kommt, als ob sie lediglich Objekte einer ihnen unverständlichen 
Werkpolitik seien. Besondere Beobachtung verdient der Gemein- 
schaftsgedanke, wie er sich ın der Kapitalbeteiligung und der 
konstitutionellen Fabrik des Fabrikanten Freese* ausdrückt. 
Neuerdings versucht man auch das unpersönliche Verhältnis 
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, das in den heutigen Groß- 
betrieben herrscht, dadurch umzugestalten, daß man Anteil an den 
persönlichen Verhältnissen der Arbeiter nimmt. Da weder der 
Abteilungsleiter noch der Chef infolge ihrer betriebstechnischen 
Aufgabe ın der Lage sind, in engere Fühlung mit der Arbeiterschaft 
zu kommen, ist man dazu übergegangen, sogenannte Fabrikpfleger 
oder Wohlfahrtspfleger einzustellen, deren Aufgabe neben der 
Überwachung der Wohlfahrts- und gewerbehygienischen Einrich- 
tungen ist, berechtigten Wünschen und Beschwerden der Arbeiter 
1 Betriebswirtschaftliche Rundschau, Jahrg. 1925, S. 187/188. 
2? H. Freese, Die konstitutionelle Fabrik 
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