Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

ganz wird man sie nie entbehren können, weil stets einige vor- 
bereitende Griffe von Hand nötig sein werden, einen Mechanismus 
ın Betrieb zu setzen. 
BE 
1. Muskelkleinbezirksarbeit. 
Die unter anderen von H. Münsterberg! und E. Lysinski?* vom 
physiologischen Standpunkte aufgestellte Forderung, die Maschinen 
so zu konstruieren, daß die Bedienungsbewegungen nur von kleinen, 
schwachen, dafür flinkeren Muskeln ausgeführt, die stärkeren 
Muskelmassen aber entlastet werden, kann nach dem heutigen 
Stand der Arbeitsphysiologie nicht mehr voll aufrecht erhalten 
werden?. Trotz des ökonomischen Vorteils der geringeren Energie- 
beanspruchung bedeutet die Übertragung der Bedienungsbewe- 
gungen auf die kleinen Muskeln keineswegs immer eine Arbeits- 
erleichterung. Bei der Raschheit der Müuskelkleinbezirksarbeit 
ist eine Erholung der einseitig beanspruchten Muskel- und Nerven- 
zellen nicht möglich, so daß sie schnell ermüden. Die schon überan- 
strengten Nerven- und Muskelzellen werden weiter beansprucht, 
dazu kommen aber auch noch neue Nerven- und Muskelzellen, die 
die Leistung vorläufig auf der gleichen Höhe halten können. Mit 
der Zeit erleiden aber die zuerst beanspruchten Zellen eine nicht 
wieder gut zu machende Strukturschädigung, die sich bei längerer 
Berufsausübung auch auf die neu herangezogenen Zellen ausdehnt. 
Zum Schlusse wird dann eine Heranziehung neuer Elemente nicht 
mehr möglich sein. so daß die Arbeitsleistung selbst bei stärkstem 
Wollen abnehmen muß. Da die Ermüdung eines Muskelteiles sich 
durchaus nicht immer auf die Nachbarpartie desselben Muskels zu 
übertragen braucht, diese nicht beanspruchten Nachbarpartien 
zusammen aber gewöhnlich den größeren Teil des Muskels aus- 
machen, spürt der Arbeiter meistens keine Ermüdung. Deshalb ist 
die „Tendenz zur leichten und flinken Muskelkleinbezirksarbeit“‘, wıe 
sich die Arbeitswissenschaft ausdrückt, so gefährlich. Die Maschinen 
sollen zweckmäßig so konstruiert sein, daß die kleine Beuge- und 
die größere Streckmuskulatur abwechselnd beansprucht wird. 
1 H. Münsterberg, Grundzüge der Psychotechnik, S. 381. 
? E. Lysinski, Psychologie des Betriebes, S. 132. 
3 Rationalisierung, Arbeitswissenschaft und Arbeiterschutz, S. 63/64. 
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