6. Kostenfreie Benutzung von Filmen und Lichtbildern zur
Belehrung der Werksangehörigen.
7. Besondere Unterstützung jeder Art in besonderen Fällen.
Die Erfolge einer solchen systematischen Unfallverhütungs-
propaganda blieben nicht aus. Vernon berichtet, daß durch Ent-
wicklung einer ‚Safety first‘ -Einstellung unter den Arbeitern die
Zahl der tödlichen Unfälle bei der Chicago- und North Western-
Railway um 66%, bei der Southern Pacific um 56% und bei der
Bethlehem Steal Co. um 40% vermindert werden konnte!l. Aus
London liegen Berichte vor, aus denen sich ergibt, daß die Zahl der
Unfälle durch Propaganda um 24 bis 36% zurückging. Nach Frank
Watts brachten 12 Jahre Aufklärungsarbeit in Amerika einen Rück-
gang der Unfälle um 75%2.
Leider sind die Vorbedingungen für eine ähnlich ersprießliche
Aufklärungs- und Erziehungsarbeit ın Deutschland wesentlich un-
günstiger® als in Amerika. Einmal, weil das Zusammenarbeiten
zwischen Arbeitgeber und Arbeiter — selbst wenn beider Interessen
parallel laufen — durch die heillose politische Zerklüftung sehr er-
schwert wird. Dann auch, weil diejenigen Betriebe, die von sich aus
Grundlegendes zur Unfallverhütung beitragen, in gleicher Weise
die Lasten der Unfallversicherung tragen, wie die der gleichen
Branche, die nichts oder nur sehr wenig zur Verringerung der Un-
fälle tun. Das hat zweifellos zu einer gewissen Gleichgültigkeit vieler
Betriebsinhaber geführt, die dadurch behoben werden könnte, daß
man Betrieben, in denen nachweislich durch zweckmäßige Unfall-
verhütungsmaßnahmen Zahl und Schwere der Unfälle unter dem
Durchschnitt bleibt, einen entsprechenden Nachlaß auf die Umlage
gewährt. Das würde der Einführung neuzeitlicher Unfallverhütungs-
methoden ın die deutsche Jndustrie sicher förderlich sein.
1 Reichsarbeitsblatt (Nichtamtlicher Teil), Jahrg. 1925, S. 447.
? Fr. Watts, Die psychologischen Probleme der Industrie, S. 33.
3 Technik und Wirtschaft, Jahrg. 1926, S. 49.
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