psychischen Forderungen eintönige Beschäftigung nicht entspricht,
körperlich ganz frisch an eine monotone Arbeit herantritt, so wird
er bald ein Gefühl der Müdigkeit empfinden, obwohl eine objektive
Ermüdung nicht vorhanden ist. Untersuchungen Marie Bernays’
über Ermüdbarkeit der Arbeiter in der Gladbacher Spinnerei und
Weberei ergaben*, daß den höchstbezahlten Arbeitern die Arbeit
am meisten zur Qual wurde, so daß sie die größte Müdigkeit emp-
fanden, während ungeschickte und minder leistungsfähige Arbeiter,
die sich anstrengten, um ihren Taglohn zu verdienen, zur Zeit ihrer
höchsten Leistungsfähigkeit kein Ermüdungsgefühl aufwiesen. Wir
sehen also die Unzuverlässigkeit des subjektiven Ermüdungsgefühls
als Prüfstein wirklicher Ermüdung.
2. Wirkung der Ermüdung ım Betrieb.
Der ungünstige Einfluß der Ermüdung im Betrieb äußert sich
zunächst in einem allmählichen Nachlassen der Tagesarbeitsleistung,
die nach Bienkowski? in den ersten drei Stunden zunimmt, um dann
infolge fortgeschrittener Ermüdung vor der Mittagspause abzu-
fallen. Derselbe Vorgang läßt sich am Nachmittag feststellen, wo
ebenfalls einem anfänglichen Ansteigen der Leistung ein Abfallen
ın den beiden letzten Stunden folgt.
Untersuchungen von Bienkowski und Schmitz? ergaben ein
Sinken der Arbeitsleistung am Wochenende, das in erster Linie
wohl auf die Anhäufung der Ermüdungsreste der vorangehenden
Tage zurückzuführen ist.
Ganz besonders schädigt Übermüdung, die durch eine regel-
mäßige Arbeitstätigkeit hervorgerufen wird und vor Beginn der
neuen, regelmäßigen Arbeitstätigkeit nicht verschwindet, die In-
teressen des Betriebes. In diesem Falle werden Ermüdungsreste,
deren Beseitigung bis zum Beginn der neuen Arbeitsperiode nicht
mehr möglich war, in diese hinübergeschleppt, wo sie die Leistungs-
fähigkeit von Anfang an beeinträchtigen und die Produktion nicht
auf das Maß des sonst Üblichen steigen lassen. Zu große und vor
1 Technik und Wirtschaft, Jahrg. 1919, S. 750.
? E. Lysinski, Psychologie des Betriebes, S. 80.
3 do, S. 79/80.
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