Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

und erreicht gegen Mittag ihren Höhepunkt. Unter dem günstigen 
Einfluß der Mittagspause tritt eine erhebliche Verminderung der 
Unfälle ein, deren Zahl auf den Stand der zweiten Vormittagsstunde 
zurückgeht; sie steigt dann aber mit fortschreitender Arbeit wieder 
an und erreicht in den letzten Abendstunden einen zweiten Höhe- 
punkt. 
Anders ist die Verteilung der Unfälle auf die Stunden der Nacht- 
schicht. Untersuchungen Vernons! in englischen Munitionsfabriken 
ergaben, daß die Zahl der Unfälle zu Beginn der ersten Arbeitshälfte 
durchaus nicht am niedrigsten war, sondern gleich ihren Höhepunkt 
erreichte, um dann nach und nach abzufallen. In dem letzten Teil 
der Arbeit ereigneten sich nur zwei Drittel der Unfälle im Vergleiche 
zu dem ersten Teil, was eine völlige Umkehrung der Unfallhäufigkeit 
gegenüber der Tagesschicht bedeutet. Diese Ergebnisse wurden 
durch amerikanische Untersuchungen bestätigt; die Erklärung für 
diesen anscheinenden Widerspruch dürfte in der physischen Ver- 
fassung der Arbeiter zu finden sein. Die Tagschicht begannen sie 
in einem dumpfen und lethargischen Zustande, weil sie kurz vorher 
aufgestanden waren, doch wurden sie im Verlaufe des Vormittags 
munterer, infolgedessen sorgloser und unaufmerksamer, was eine 
Zunahme der Unfälle zur Folge hatte. Die Arbeiter der Nachtschicht 
aber standen drei oder vier Stunden vor Beginn ihrer Tätigkeit in 
der Fabrik auf und benutzten die Zeit zur Erholung und Nahrungs- 
aufnahme. Dadurch kamen sie in einem lebhaften Zustande in die 
Fabrik; die Folge war Sorglosigkeit und die Höchstzahl der Unfälle 
bei Beginn der Nachtschicht. 
Der ungünstige Einfluß der Ermüdung wird durch statistische 
Angaben, die den Zusammenhang zwischen Unfallhäufigkeit und 
Wochenarbeitstagen? erkennen lassen, bestätigt. Freitag und Sams- 
tag zeigen als Folge der Summation von Ermüdungsresten der 
vorangegangenen Arbeitstage ein deutliches Ansteigen der Unfälle. 
Der Höhepunkt der Unfallhäufigkeit am Montag erklärt sich aus der 
unzweckmäßigen Ausnutzung des Sonntags, die die unfallmildernde 
Wirkung dieses arbeitsfreien Tages nicht zur Geltung kommen läßt. 
1 Internationale Rundschau der Arbeit, Jahrg. 1926, S. 604/05. 
? E. Lysinski, Psychologie des Betriebes, S. 154. 
58
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.