Widerstand entgegenzusetzen vermögen, besteht die Gefahr der
Übermüdung in noch viel größerem Maße als bei erwachsenen Ar-
beitern. Auch scheint sich bei ihnen das subjektive Müdigkeits-
gefühl viel später einzustellen als bei den älteren Arbeitern. Wird
der Körper größeren Dauerbelastungen ausgesetzt, so treten bei
der Elastizıtät der Knochen in diesen Jahren sehr leicht De-
formationen am Skelett ein.
Mehr noch als die Jugend bedarf die Frau* der Schonung in der
Industrie wegen ihres somatischen Baues, ihrer geringeren Muskel-
leistungsfähigkeit, der zur Zeit der Menses eintretenden Labilität,
ganz besonders aber wegen der in und nach der Schwangerschaft
erhöhten Ansprüche an den Körper. Die industriell arbeitende Frau
neigt ferner eher zu Erkrankungen als der Mann, da ihr Körper
weniger widerstandsfähig ist. Aber auch im Interesse der Aufzucht
und Erziehung unseres Nachwuchses ist der Schutz der Frau
dringend geboten. Trotz der Bestimmungen, die in der Gewerbe-
Ordnung hinsichtlich der Frauenarbeit getroffen sind, ist die werk-
tätige Frau der Überanstrengung weit mehr ausgesetzt als der Mann.
Die Gefahr ist um so größer ?, als die Frau in der Regel viel arbeits-
williger als der Mann ist, so daß das Gefühl der Ermüdung viel
später aufkommt und daher als Warnungssignal versagt.
Außer den bisher genannten Möglichkeiten, den Eintritt der
Ermüdung hinauszuschieben, gibt es noch eine Reihe anderer, die
hauptsächlich in der Verbesserung der äußeren Arbeitsbedingungen
liegen. Der Einfluß von Licht, Luft, Temperatur und Feuchtigkeit
auf die Ermüdung und damit auf die Arbeitsleistung ist hinreichend
bekannt und in einem früheren Abschnitt ausführlich dargestellt.
Bei einem großen Teil der industriellen Arbeit läßt sich die Er-
müdung durch die Rationalisierung des Arbeitsplatzes wesentlich
herabmindern. Es ist zu bedauern, daß diese Art der Bekämpfung
unnötiger Ermüdung bisher in die deutsche Industrie so wenig
Eingang gefunden hat, obwohl derartige Untersuchungen be-
sonders in der Massenfabrikation für die Wirtschaftlichkeit eines
Betriebes oft außerordentlich lohnend sind. Wird auch nur eine
1 E. Atzler, Körper und Arbeit, S. 569.
2? Rationalisierung, Arbeitswissenschaft und Arbeiterschutz, S. 84.
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