Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

internationales Arbeitsamt das Ermüdungsproblem auf seine 
Tagesordnung gesetzt. In Amerika findet alljährlich im Dezember 
zur Bekämpfung der Ermüdung ein „Anti-Ermüdungstag‘ statt. 
„Entscheidend wird aber immer schließlich nur diejenige Lösung 
das Ermüdungsproblem beeinflussen können, bei der es vermieden 
wird, jeden durch die Ermüdungsbekämpfung gewonnenen Fort- 
schritt sofort wieder zur Steigerung der Anforderungen zu be- 
nützen‘. 
ILL. Ermüdungsausgleich durch zweckmäßige 
Organisation der Arbeitszeit. 
Während bisher in der Hauptsache von der Vermeidung un- 
nötiger Ermüdung die Rede war, soll jetzt von der Organisation 
der Arbeitszeit als einer der interessantesten Maßnahmen zur Be- 
seitigung der durch die Tatsache des Arbeitens bedingten, not- 
wendigen Ermüdung gesprochen werden. Die Frage der zeitlichen 
Organisation der Arbeit ist bisher im wesentlichen nach zwei 
Gesichtspunkten behandelt worden: Nach der Frage der Dauer des 
Arbeitstages und nach der Frage der Dauer und Lage der Arbeits- 
pausen innerhalb der einzelnen Schichten. Der Wechsel zwischen 
Arbeit und Ruhe ist eine natürliche Notwendigkeit, die Bemessung 
der Arbeitszeit und der Arbeitspausen gehört zu den allerwichtigsten 
Grundlagen der wirtschaftlichen Gestaltung des Betriebes. 
1. Das Problem der optimalen Arbeitszeit. 
Die Länge der täglich zulässigen Arbeitszeit — genauer der täg- 
lich zulässigen nominellen oder Sollarbeitszeit, d. h. der Zeıt, 
während welcher gearbeitet werden soll —, ist zum Streitobjekt 
zweier mächtiger Lager, dem der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer, 
geworden. Jede dieser Parteien sieht die Frage von einem anderen 
Standpunkte aus an und ist bestrebt, ohne Rücksicht auf die 
psychophysiologische ratio der Dinge, diesem, ihrem Standpunkt, 
mit allen ıhr zu Gebote stehenden Machtmitteln zum Siege zu ver- 
helfen. Daß gerade die Arbeitszeit umstrittenstes Kampfobjekt 
zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist, das hat neben dem 
ı E. Atzler, Körper und Arbeit, S. 517. 
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