dem Eintritt der Übermüdung. Eine exakte wissenschaftliche
Lösung ist auch hier nicht möglich, da uns ja, wie schon erwähnt,
Methoden fehlen, um den Eintritt der Übermüdung festzustellen.
Eine allgemein gültige Stundenzahl für den gesundheitlichen
Maximalarbeitstag wird sich natürlich nie angeben lassen, da seine
Dauer je nach der Art der Arbeit, je nach dem Arbeitstempo, der
Eintönigkeit der Arbeit, den atmosphärischen Verhältnissen im
Arbeitsraum verschieden sein muß.
Im Gegensatz zum kulturellen und gesundheitlichen Maximal-
arbeitstag steht der ökonomische Optimalarbeitstag — diese Be-
zeichnung ist nach Lipmann dem Ausdruck Maximalarbeitstag
vorzuziehen, weıl das Optimum hier zugleich Maximum und Mini-
mum ist —, bei dessen Festlegung Gesichtspunkte der Rentabilität
des Betriebes maßgebend sind. Eine Berücksichtigung schädlicher
Ermüdung erfolgt nur insoweit, als diese einer möglichst gewinn-
bringenden Ausnutzung der Arbeitskraft des Arbeitnehmers hin-
derlich ist. „Der ökonomische Arbeitstag ist jener, bei welchem die
Fabrik am ökonomischsten arbeitet und aus der Maschine Mensch
den größten Nutzen zieht‘“*.
Bei seiner Festlegung ist das von Herkner formulierte arbeits-
wissenschaftliche Gesetz des abnehmenden Arbeitsertrages zu be-
achten, welches besagt, daß die arbeitsstündliche Produktion unter
sonst gleichbleibenden Umständen mit zunehmender Arbeitszeit
kleiner wird.
Von Lipmann ist der Versuch unternommen worden, den wirt-
schaftlichen Optimalarbeitstag auf eine Formel? zu bringen. Er
läßt zunächst eine Anzahl das Arbeitsresultat beeinflussender
Faktoren bewußt unberücksichtigt und versucht auf Grund ver-
einfachender Annahmen die zahlreichen Angaben der Literatur
unter einen Gesichtspunkt zu bringen, die Abhängigkeit der Pro-
duktion von der Arbeitszeit in eine mathematische Formel zu
pressen und diese an den Tatsachen zu prüfen.
Beträgt die tägliche Arbeitszeit x Stunden, die Produktion je
Stunde ın irgend einem Maßstab y, so wird die Tagesleistung
1 E. Atzler, Körper und Arbeit, S. 489/90.
2? O. Lipmann, Das Arbeitszeitproblem, A. 11.
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