Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

werden, so läßt sich daraus unter Verwendung der Lipmann’schen 
Formel berechnen: P= 675 Stück, E=18 Stunden; die Dauer des 
optimalen Arbeitstages beträgt also 9 Stunden, die durchschnitt- 
liche arbeitstägliche Produktion 3037 Stück. 
Lipmann hat eine derartige mathematische Ableitung der 
Optimalarbeitszeiten aus dem ıhm vorliegenden Material vor- 
genommen, die zu dem Ergebnis führte*, daß die mittlere Hälfte 
aller von seinem Institut bestimmten optimalen täglichen Arbeits- 
zeiten zwischen 6% und 10 Stunden liegt, und der mittlere Bereich 
aller optimalen wöchentlichen Arbeitszeiten zwischen 33 und 
45 Stunden. 
Selbstverständlich hat die Lipmann’sche Berechnungsweise des 
wirtschaftlichen Optimalarbeitstages nur hypothetischen Wert; sie 
ist anderen, logisch ebenso möglichen nur wegen ihrer relativen 
Einfachheit vorzuziehen. Voraussetzung für ihre Anwendung ist 
ferner die Genauigkeit? des zugrunde zu legenden empirischen 
Zahlenmaterials, das weder auf grober Schätzung beruhen, noch 
subjektiv gefärbt sein darf. Dazu kommt, daß außer der Arbeits- 
dauer noch eine Reihe anderer Faktoren das Arbeitsresultat be- 
einflußt, und daß eine Veränderung der Produktionsmenge nicht 
die einzige Wirkung einer Arbeitsdauerveränderung ist. 
Hinsichtlich der Ursachen einer Veränderung der Produktions- 
menge ist zu bemerken, daß die Arbeitsdauer fast nie der einzige 
Umstand ist, auf dessen Änderung eine festgestellte Änderung einer 
Produktionsmenge zurückgeführt werden kann®. Fast immer hat 
eine Veränderung „äußerer“ und ‚„innerer‘‘ Faktoren mit auf das 
Arbeitsresultat eingewirkt: äußerer, wenn sich die politische oder 
wirtschaftliche Lage änderte, innerer, wenn der Wirkungsgrad der 
nicht lebenden Betriebsbestandteile und die Arbeitsintensität der 
Arbeiter eine Änderung erfuhr. Die Beschaffenheit der Maschinen 
und Werkzeuge, die Betriebsorganisation, das Lohnsystem, die 
zeitliche Organisation der Arbeitszeit machen die Wirkungs- 
intensität der Betriebseinrichtungen aus, während die Arbeits- 
1 O0. Lipmann, Das Arbeitszeitproblem, D. 7. 
* do, A. 28. 
* Soziale Praxis, Jahrg. 1926, Spalte 617. 
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