Full text: Anpassung der industriellen Arbeit an die psychophysische Beschaffenheit des Menschen

daß die Leistungsfähigkeit in den einzelnen Wirtschaftsgebieten 
verschieden ist, so z. B. anerkanntermaßen im östlichen Deutsch- 
land geringer als im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Auch 
die technischen Verhältnisse bedürfen natürlich ganz besonderer 
und gegebenenfalls vielleicht wichtigerer Erwägungen als die Be- 
rücksichtigung der menschlichen Individualität. Die Lage des 
Arbeitsmarktes und dann vor allen Dingen auch des Wirtschafts- 
marktes für das Erzeugnis der Arbeit kann wichtiger sein, als die 
erwähnten Gesichtspunkte. „Campagne“‘“- und „Saison‘-Betrieben 
müssen Ausnahmerechte zugebilligt werden, jenen aus sachlichen 
Gründen, diesen, solange die persönlichen Bedürfnisse, deren Be- 
friedigung ihre Produktion dient, bestehen und gelten. Eine all- 
gemeine Arbeitszeitbegrenzung, wie sie von den Verfechtern des 
Normalarbeitstages gefordert wird, muß aus all den angeführten 
Gründen abgelehnt werden. Eine auf alle Arbeitsarten sich er- 
streckende Begrenzung des Arbeitstages läßt das eine Resultat 
jedenfalls nicht erreichen: unter größtmöglichster Schonung des 
Arbeitenden den größtmöglichsten Arbeitsertrag zu erzielen]. 
Auch der Weg der Festsetzung eines Maximalarbeitstages ist 
nicht gangbar. Hier soll ohne Berücksichtigung privatwirtschaft- 
licher Interessen eine Höchstarbeitszeit gesetzlich festgelegt werden?, 
Da diese so niedrig gehalten werden müßte, daß sie auch von dem 
Minderleistungsfähigen ohne Schädigung seiner Arbeitskraft durch- 
gehalten werden könnte, würde sie den leistungsfähigen Arbeiter in 
seiner Verdienstmöglichkeit beschränken und ihm die Erarbeitung 
besserer Lebensbedingungen unmöglich machen. 
Es besteht daher nur noch die Möglichkeit der Festlegung eines 
Normalarbeitstages in dehnbarer Form; durch die verschiedensten 
Zusatzbestimmungen wird die Möglichkeit geschaffen, den In- 
dividualverhältnissen, die ın der Art der Arbeit, der Person des 
Arbeiters und den besonderen Betriebsverhältnissen liegen, Rech- 
nung zu tragen und so den Arbeiter vor Überanstrengung zu 
schützen. Die Arbeitszeiten bewegen sich innerhalb gewisser, durch 
* Siehe auch Hauck ‚,Das Arbeitszeitproblem‘‘. Diss. vom Februar 1928, 
Univ. Frankfurt a. Main. 
* Karl Diehl, Arbeitsintensität und Achtstundentag, S. 3. 
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