Full text: Offene Briefe

‚ur Einfiht Fommen, daß das abfolut ideale Gleich» oder Engelwerden, das Rom den Menfhen (wenn fie das 
ohnfifß SGefhlechtlidhe, Ungleihe überwinden!) in Ihrer deal Kolleftiven Auferftehung als ewig himmlifhe 
Xenfeitsfeligkeit verfpricht, ein ebenfold theoretifdh vollfonımener Irrtum if als das abfolut reale Gleich: oder 
Engelwerden, das Moskau ihnen (wenn fie das moralifh SGefhlechtlihe,. Ungleihe überwinden!) in Ihrer real 
iofleftiven Auferftehung als ewig irdifdhe Jenfeitsfeligkeit in Ausficht ffellt, ein prafktifdh vollfommener Irrtum. 
Xenfeits-Himmel und Erde der Menkhen werden vergehen, Cure Heiligkeit, aber Diesfeits-Crde und Himmel der 
Sefhlechter nicht! 
Darin befteht ja die Größe und Unvergänglichfeit Jefu als Prophet, daß er zuerft im Schöpfer den Bater 
im Simmel und auf Erden erkannte, im moralifh hochftehenden Ego, in feinem reinen SGeift den fubjeftiv volls 
Fommenen Gott, den diesfeitsunendlidhen „Gottvater“. Und daß er neben diefem im moralifh hodftehenden Du oder 
Altro des Weibes, in feiner reinen Seele zum mindeften die Erxiftenz des objektiv vollfommenen Gottes, der diesfeits: 
unendlichen „Sottmutter“ ahnte, liegt nahe. Seift und Seele find demnach als hochfiehende, vollfommene, ewige 
nicht gleich jenfeitige, nicht im „Heiligen Geift“ der Kirche mit Gott vereinte, gemeinjame, fondern ungleich dies- 
Feitige, verfhieden gefhlechtlidhe Qualitäten, als ungleich Jubjeftive, männliche, aktive, egoiffifhe Qualität der SGeift 
die verfhieden zeitliche, als ungleich objektive, weibliche, paffive, altruiftifkhe Qualität die Seele die verfhieden räumliche. 
Wie aber Geift und Seele als das unendlid qualitativ verfhieden Zeitlidhe und Räumliche das vollfommen 
mroralifh, theoretifh, politikh, Deal, fo find Kraft und Stoff als das unendlidH quantitativ verfhieden Zeit- 
ide und Räumliche das vollfommen phyfifh, praktifkh, wirtfhaftlidh, real ungleidh Sefhlechtlidhe, verfühieden Dies- 
rRitige. Bedeuten alfo Geift und Seele als das ewig monotheiftifdH DBereinte (wie fie es nach Anficht Roms find!) 
yas abfolut gleiche Jenfeitsmoralifhe, fo Kraft und Stoff als das ewig mononaturaliftifh Vereinte (wie fie es nach 
Anficht Mostkaus find!) das abfolut gleiche Ienfeitsphyfifdhe, 
E€$ Fommt für die Gefhlechter nun darauf an, in unbewußter Erniedrigung der gleichen IJenfeitsmoral 
ewußt die ungleiche Diesfeitsphyfis zu erhöhen, unendlidher zu machen, und in unbewußter Erniedrigung der 
leihen Jenfeitsphyfis bewußt die ungleiche Diesfeitsmoral zu erhöhen, unendliher zu machen. Es habe der Mann 
in feiner endlich fein müffenden Jenfeitsfeele eine unendlich fein wollende Diesfeitskraft, fowie in feinem endLich 
rin müffenden Jenfeitsftoff einen unendlich fein wollenden Diesfeitsgeift, dagegen die Frau in ihrem endlich 
ein müffenden Jenfeitsgeift einen unendlich fein wollenden Diesfeitsftoff, fowie in ihrer endlich fein mülfenden 
Xenfeitsfraft eine unendlich fein wollende Diesteitsfeele. 
Daß es darauf für die Gefhlechter bei dem, Stirb und lebe!“ ankommt, Cure Heiligkeit, feht zwilden 
Jen Zeilen der Evangelien und Epifteln; in den Zeilen allerdings das Gegenteil, das, was uns Rom mit feinen 
‘deal Fommuniftifhen Grundfäßen Iheoretifh, und Moskau mit feinen real Fonununiftifhen Grundfäßen praktikh als 
„die ewig richtige Wahrheit“ bezeichnen. 
Die Erkenntnis jedoch, daß nicht das moralifh und phuyfifld Jenfeitsgleiche, fondern das phofifh und 
noralifd Diesfeitsungleiche das ewig richtig Mahre, Mögliche, Sinus und Vernunftgemäße if, findet fih fhon im 
orimitivffen Mythos der Bibel, in der Genefis, und man kann Mofes, wenn er deren VBerfalfer war, nicht genug 
yafür danken! Fängt doch mit diefer Erkenntnis nicht nur das „Reine Wort Gottes“, fondern jede praktifih und 
heoretifch Ddiesfeitsrichtige Lebensanfhauung an! Mit der Erkenntnis nämlich, dem DBewußtlein, daß Mann und 
Weib als Toldhe nicht nur phyfifd, Tondern auch moralifh urfprünglidh, grundfäßlidh, unendlich SGegenfäße find, 
das zeitliche, Jubjektive, aktive, egoiftifhe, bezw. räumliche, objektive, paffive, altruiftifdhe Prinzip, in ihrem Kampfe 
ums Dafein, um die Wahrheit, ihr Sefhlecht, alfo nicht nur praktifh, real, wirtfhaftlidh, fondern auch tHeoretifh, 
ideal, nolitifld entgegengefeßte, ungleiche Aufgaben, Rechte und Freiheiten haben, nur in ihrem verfhiedenen Ur- 
rung und Ziel, nur in ihrer ungleihen Volkfommenheit richtig, möglich, anftändig, fin und vernunftgemäß 
anfterblid find. Nicht allo ungleich find vor Gott, vor dem Anfang, dem SGrundläßslichen, dem Gefjeß, fondern 
nad) ihm! 
3m diesfeitigen Anfang war das Wort, Logos, das Sinn: und Bernunftgemäße, Richtige, Wahre, 
Mögliche, Begreiflihe, Anftändige, Ungleicdhe, im Anfang, im Unendlidhen allo, in feiner Phyfis und Moral 
Jas Gelchlecht. E$ war bei Gott und Gott war das Gefdhleht — ein Mann ein Wort, Logos. Und alles if 
yurch das Wort gemacht, im Anfang alles dur Gott, durch das Gefhlecht, durch Mann und Weib, Zeit und 
Raum, Energie und Materie, 
Entfteht ein Kind, fo if es grundfäßlich, unbedingt, unendlich phyfifkh und moralifh beffimmt efwas 
unaleich Diesteitiaes, gefhlechtlih Mann oder Weib. Seine Beftimmung aber it, fih deffen allmählich bewußt
	        
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