410 Vorteile und Nachteile des Terminhandels.
Verkäufer), wenn der Verkaufskurs dem Ankaufskurs genau entspricht, der
Zinsen für das Kapital vom Tage des Ankaufs bis zu dem des Verkaufs ver-
lustig. Theoretisch müßten daher die Kurse aller Dividendenpapiere täglich
am den Betrag der Dividende für das laufende Jahr, dividiert durch 365
Tage, steigen. Aber ganz abgesehen davon, daß die Höhe dieser Dividende
vor dem Abschluß des Geschäftsjahres nicht bekannt ist, der Kursfeststellung
also nur Schätzungen zugrunde gelegt werden könnten, ist ja die Kursent-
wicklung von der Höhe der jeweilig vorliegenden Kauf- und Verkaufsaufträge
abhängig, deren Erteilung von einer ganzen Anzahl anderer Umstände (z. B.
von der allgemeinen Börsen- und Wirtschaftslage) beeinflußt wird.
Zugunsten des Terminhandels darf ferner nicht übersehen werden, daß er
zuweilen für Geschäfte gewählt wird, die nicht spekulativer Art sind, sondern
das Risiko einer Spekulation gerade beseitigen sollen. Die Anzahl dieser Ge-
schäfte ist freilich im Vergleich zu den rein spekulativen Termingeschäften in
Wertpapieren gering. Es kann z. B. der Fall eintreten, daß jemand aus einer
Erbschaft die Lieferung bestimmter Wertpapiere zu erwarten hat. Da die Erb-
schaftsregulierung voraussichtlich noch längere Zeit in Anspruch nimmt, der
Erbe also zunächst nicht in den Besitz der Wertpapiere kommt, so wird dieser,
gerade um ein Kursrisiko auszuschalten, einen entsprechenden Betrag der
erst später in seinen Besitz gelangenden Papiere „per ultimo‘‘ verkaufen.
Er geht also ein Baisseengagement ein, das er solange prolongieren wird, bis
er die Stücke aus der Erbschaft erhält. Diese verwendet er alsdann zur Er-
füllung des Termingeschäfts. Voraussetzung für den Abschluß eines solchen
Sicherungsgeschäfts ist natürlich, daß in den Wertpapieren, die dem Erben
zugeteilt werden, ein Terminhandel besteht. Ist dies nicht der Fall, so kann
der Erbe vielleicht eine Verringerung seines Risikos erzielen, wenn er ein Baisse-
engagement in anderen Wertpapieren ähnlicher Art abschließt. Er geht dabei
von der Erwartung aus, daß die Kursentwicklung der ihm aus der Erbschafts-
masse zustehenden Wertpapiere nicht wesentlich anders sein wird als die,
in denen er den Blankoverkauf vornimmt. Diese Erwartung stützt sich auf
die Erfahrung, daß in Zeiten günstiger Börsenkonjunktur fast sämtliche
Aktien industrieller Gesellschaften steigen oder in Zeiten einer ungünstigen
Börsenlage sinken. Sehr häufig werden auch Sicherungsgeschäfte in De-
visen vorgenommen. So pflegen sich die Stellen, die größere langfristige
Anleihen im Ausland, namentlich in Amerika, aufgenommen haben, vielfach
schon. vor der effektiven Überweisung der Erlöse gegen die Möglichkeit von
Schwankungen der Devisenkurse durch sofortigen Verkauf nach Anleihe-
abschluß zu sichern. Da sie aber derartig große Devisenbeträge zur sofortigen
Lieferung der Devisen, wie es bei einem Verkauf der Devisen per Kasse not-
wendig wäre, naturgemäß nicht besitzen, kommt nur ein Verkauf auf Termin
in Frage. Gehandelt wird dann etwa mit Lieferung nach einem Monat, weil
bis dahin die Überweisung des Anleiheerlöses in Devisenform stattzufinden
pflegt. Ebenso ist eine Kurssicherung durch Terminverkauf von Devisen auch
bei Aufnahme kurzfristiger Auslandskredite vielfach üblich. Wer etwa in