776 Die Selbstkostenberechnung bei amerikanischen Banken.
rechnung der durch die Ausführung kleiner Börsengeschäfte entstehenden
Unkosten im Vergleich zu den durch die Ausführung der großen erwachsen-
den? Eine solche Feststellung würde sich übrigens nur ungefähr treffen
lassen, indem man die Gesamtkosten der Börsenausführungen ermittelt und
nun auf Grund der Anzahl der Börsengeschäfte die Durchschnittskosten
jedes Auftrags — unabhängig von seiner Höhe — berechnet.
Allerdings pflegen in den Vereinigten Staaten von Amerika die
Banken für andere Geschäftszweige, und zwar hauptsächlich für die Depositen-
konten, häufig genaue Berechnungen der durch die Führung dieser Konten
entstandenen Unkosten anzustellen!). Die Methoden; die diese Banken an-
wenden, sind verschieden. Am meisten verbreitet sind wohl diejenigen, die
festzustellen versuchen, wie groß die Unkosten für die Führung jedes ein-
zelnen Kontos sind. Danach wird weiter ermittelt, wie groß der Gewinn oder
Verlust der Bank an jedem Konto ist, indem einerseits die von der Bank auf
dem betreffenden Konto dem Kunden vergüteten Zinsen nach Abzug etwaiger
Provisionen berechnet werden und andererseits auf Grund des durchschnitt:
lichen Zinsertrages der Kapitalanlagen der Bank (nach Abzug der prozen-
tualen Barreserve), berechnet auf das vom Kunden durchschnittlich auf dem
Konto gehaltene Guthaben, der Ertrag, den die Verwertung dieses Guthabens
erbracht hat, geschätzt wird. Die Differenz wird als Nettogewinn oder Netto-
verlust aus der Kontoführung betrachtet. Auf Grund dieser Berechnungen
kann festgestellt werden, ob der dem Kunden vergütete Zinssatz angemessen
war. Ebenso kann die Kalkulation auch derart vorgenommen werden, daß
die Kosten der Führung eines jeden Kontos ermittelt und danach festgestellt
wird, wie groß das Mindestguthaben bei einem bestimmten Zinssatz sein muß,
um diese Kosten zu decken. Hierbei kommt es also zunächst nicht auf den
durchschnittlichen Ertrag der Kapitalanlagen der Bank an. Auf Grund
solcher Berechnungen wird dann entweder eine Herabsetzung der Hgaben-
zinsen bei wenig rentablen Konten vorgenommen, oder es kann der Ausgleich
durch Berechnung von Umsatzprovisionen erfolgen, wobei dann ein. Mindest-
umsatz festgesetzt werden kann. In beiden Fällen bedarf es aber zunächst
einer Kalkulation der durch die Kontoführung entstehenden Selbstkosten.
Zu diesem Zweck wird gewöhnlich nach den oben erwähnten Grundsätzen der
Kalkulation im Warengeschäft eine Trennung zwischen den allgemeinen Un»
kosten (Generalunkosten) und den für die Ausführung jeder Leistungsart sta-
tistisch erfaßten Unkosten vorgenommen. Diese erfolgt gewöhnlich in der Weise,
daß die Arbeitszeit für eine größere Anzahl von Buchungen oder sonstigen
Manipulationen derselben Art und danach die Durchschnittskosten für jede
Buchung der betreffenden Art ermittelt werden. Es wird also z. B. berechnet,
welche Arbeitszeit die Buchung der Einzahlungen, der Abhebungen auf Grund
von Quittungen und Schecks, der Überweisungen auf andere Konten, der Ein-
ziehung von Schecks durch Abrechnungsstellen und durch Inkassobanken, die
Buchungen ins Kontokorrent usw. erfordern. Nach den Durchschnittsgehältern
?) Siehe hierüber Obst: Bankbuchhaltung. S. 293{ff. Stuttgart 1925.