778 Gelegentliche Selbstkostenberechnung bei deutschen Banken.
Industrie jene großen Kredite zu geben, an denen sie im Verhältnis zu den
Selbstkosten der dazu notwendigen Buchungen usw. gewöhnlich stattliche
Gewinne erzielen. Volkswirtschaftlich betrachtet, entsteht durch die Führung
der kleinen Konten einerseits der Vorteil, daß der Umlauf an baren Zahlungs-
mitteln verringert wird. Andererseits führt gerade die Verwendung dieser
Guthaben, die zu einem großen Teile auch aus der Kleinindustrie sowie aus
den mittleren und kleinen Handelsbetrieben stammen, zur Kreditgewährung
an die Großindustrie und den Großhandel dazu, daß der Konkurrenzkampf
zwischen Klein- (bzw. Mittel-) und Großbetrieb sich noch schwieriger ge-
staltet, als es aus anderen Gründen bereits der Fall ist. Natürlich pflegen die
Banken auch einer großen Zahl von Betrieben mittleren Umfangs Kredite ein-
zuräumen; jener Gesichtspunkt läßt sich daher nicht verallgemeinern.
Es ist ferner zu berücksichtigen, daß die Konkurrenz der Sparkassen, Ge-
nossenschaften usw. die Kreditbanken, namentlich die Großbanken, veranlaßt,
die kleinen, wenig rentablen Konten nicht aufzugeben. Bei der Vielgestaltigkeit
ihres Geschäfts sind sie auch häufig in der Lage, mit diesen Kontoinhabern
andere Geschäfte, z. B. Effektengeschäfte, abzuschließen, deren Vorteile, wie
oben dargestellt wurde, auf anderem Gebiete liegen. Mit der Auflösung der
kleinen Konten würden aber auch diese Geschäfte abwandern. Ob nicht
dennoch manche Änderungen zweckdienlich wären, ist eine andere Frage. Es
wäre z. B. zu erwägen, das Publikum dahin zu bringen, die Zahlung ganz
kleiner Beträge durch Schecks oder Überweisung zu vermeiden und statt
dessen die Barzahlung vorzuziehen. Es ist auch schon der Plan erwogen
worden, den Überweisungs- und Inkassoverkehr noch mehr zu zentralisieren,
stwa bei Spezialbanken. Diese Gedanken sollen hier nicht näher erörtert wer-
den. Es kommt uns nur auf die Feststellung an, daß eine so weitgehende
Selbstkostenberechnung für jedes Konto, wie sie in den Vereinigten Staaten
von Amerika häufig vorgenommen wird, in Deutschland jedenfalls infolge
der Eigenart des Geschäftes und der Notwendigkeit, die im Vergleich zu
Amerika weit geringeren flüssigen Mittel des Volkes bei den Banken zu-
sammenzufassen, nicht von großer praktischer Bedeutung wäre.
Tatsächlich ist auch in Deutschland eine solche Kalkulation bei den Ban-
ken nicht üblich. Allerdings nehmen Sparkassen und andere öffentliche
Banken oft eine Berechnung der auf jeden Buchungsposten entfallenden Un-
kosten vor. Die Geschäftszweige dieser Banken sind aber nicht so viel-
gestaltig wie bei den großen Kreditbanken und daher gestaltet sich diese
Kalkulation auch einfacher.
Gewisse Selbstkostenberechnungen können natürlich auch bei den
deutschen Kreditbanken von praktischem Wert sein. So wird eine Kalkulation
bestimmter Geschäfte (Devisenoperationen, einzelner größerer Effekten-
geschäfte usw.) häufig vorgenommen. Auch wird die Kontoführung einzelner
Kontoinhaber beobachtet, um schätzungsweise festzustellen, ob sich die
Führung des Kontos lohnt. Aber dies geschieht nicht auf Grund einer systema-
tischen Kalkulation der Kosten für jede einzelne Buchungs- und Ausführungs-