Diefes jener Zeit eigentümliche Wanderleben ift nicht zulebt durch die furchtbaren Zuftände des dreißig=
jährigen Krieges Zu erklären; die Lebenszultände der einzelnen Orte müllen fo überraflhend fehnell fich
verändert haben, daß der erhoffte und erarbeitete Wirkungsskreis zerftört wurde; felblt in Orten, die wegen
ihrer Bildunssltätten (tändis auf einen tüchtigen Drucker fahen, und in denen einzelne Druckereien lange
ortsanlällis waren, litt das Buchdrucksewerbe außerordentlich. So war es z. B. in Helmftedt, dem Sib einer
Univerlität, 1627 nicht möglich, ein Patent Tilly’s, das fich gegen den däniflhen Kommandanten Grafen
Solms richtete, herzu= dagegen ein Tiefftand
(tellen, „indem weder des Buchdrucksewerbes.
3Zuchdruckselelle noch DasPapier wird fchlech:
’apiervorhanden war”. ter, die Typenanord-
Manch einer Ilah in UNS verwildert, die
diefen Zeiten Haus und A usfchmückungmitBil=
Hof in Trümmer linken dern und Ornamenten
und war froh, wenn er iftallesandere als künft
fein kofltbares Hand: lerilch; man hatverlernt,
werkszeus noch recht= daß ein Buch etwas
zeitis an einen anderen Höheres ilt, als nur
Drt gerettet hatte. Gebrauchsware.
Die einzise ats dem m achtzehnten Jahr=
0 Jahrhundert ltam= hundert dagegen hat
mende Buchdruckerei, das Buchdrucksewerbe
die fich in der Stadt ın Hannover einen nicht
Tannover gehalten unbedeutenden Auf=z
1at, ilt die 1691 von (chwung senommen ;
Ammon gegründete, befanden fich doch im
jebisePokranglche Puch- Jahre 1750 fechs, mög=
Aruckerei. icher Weile fogar fie=
Gesenüberder Früh- sen Buchdruckereien
druckzeit und dem nit insselamt minde=
Reformationszeitalter tens fiebzehn Buch=
Allt die Periode hand= druckpreflfen in der
werklich und künltle= Stadt. Es waren dies
ich betrachtet weit ab. die Buchdruckereien
Damals hatten lich die von Johann David
»rften Künftler der Zeit Ammon, Heinrich Ge=
n den Dienlt des Buch= org Hennins, Johann
Irucksewerbes geltellt Chriftoph Schulze, def=
Mit dem aussehenden fen Werk „Acta pacis
6.Jahrhundert besann Wefltphalica publica”“
von Joh. Gottfr. v. Meiers (fechs Bände in Fol., 1734 bis 1736) belondere Erwähnuns verdient, Hieronymus
Michael Pockwib, Johann Ludolf Heine, und die im April 1747 errichtete landfchaftliche Offizin, deren
"radition von der Schlüterlchen Buchdruckerei bis in die Gegenwart fortseführt wird. Für eine Stadt mit
nur 8000 Einwohnern erlcheint diele Anzahl verhältnismäßis hoch; die Wechfelfälle, Konkurfe, Verkäufe
von Buchdruckereien, die anderwärts, zZ. B. in Göttinsen, nicht lelten waren, laffen allerdinss das Buch=
drucksewerbe im allsemeinen nicht als ein übermäßig ertragreiches und forsenfreies erfcheinen, fondern
offenbaren, daß fchon damals ein ftarker Konkurrenzkampf vorhanden war. So berichtet z. B. der Gerichts=
chulze der hannoverlchen Neufltadt am 20. Januar 1748 über den Betrieb des oben genannten
J. Chr. Schulze folgendes: „So viel von dem Buchhalter des fürltlichen Ladens namens Kislins in Erfahrung
zebracht, hat bemeldeter Buchdrucker allhie wenis zu thun und dermalen keine andere Werke unter der
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