Full text: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927

Gebrüder Jänecke 
GEBRÜIDER LAÄANECKE 
Druck- und Verlasshaus, Hannover 
Vor hundert Jahren, am 12. Oktober 1827, er= 
öffneten die Brüder Friedrich und Chriftian Jänecke 
in Hannover eine Druckerei, für die fie zunächlt im 
Haufe Rademacherftraße 8 Unterkunft fanden. 
Sie besannen den Betrieb mit fehr befchränkten 
Mitteln: Mit einem äußerlt seringen Beltand an 
Lettern und Gerätlchaften und mit einer einzigen 
einfachen Holzprelle. Diele wird in dankbarer 
Erinnerung noch heute aufbewahrt und hat einen 
Fhrenplat im Beratunsszimmer der Firma. 
Die Brüder Jänecke brachten aber in das junse 
Unternehmen von Anfang an Werte ein, die 
zukunftverheißend waren, und die dann auch 
zehalten haben, was fie verlprachen: Ihre in 
(chwerer Lebensfchule gefltählten Perfönlichkeiten, 
ihr in langer ernlter Lehrzeit erworbenes reiches 
Können und den ehrlichen gottsläubisen Willen, 
„sute Menlkchen zu werden und fich durch Fleiß 
dereinft eine Stellung im bürgerlichen Leben zu 
sewinnen“‘. Wie Friedrich Jänecke dies in den 
von ihm hinterlaffenen Lebenserinnerungen in einfacher [tolzer Bekheidenheit, am Lebensabend »1urück= 
blickend auf [ein gefegnetes Tagwerk, zum Ausdruck brachte. 
Beide Brüder — Friedrich geboren am 9. November 1798, Chriltian geboren am 28. Juni 1803 — hatten 
denfelben Lehrherrn, den Buchdruckereibeliber A.S. Pockwit schabt und bei ihm gearbeitet vom erften Tage ihres 
Eintritts in die Lehre bis zu dem Tage, an dem fie felblt Meilter, Lehrherren und Druckereibeliger wurden. 
Das Gelchäft, das in Hannover das achte unter (einessleichen war, nahm eine ungewöhnlich ralche Entwick: 
[uns. Mit zwei Lehrlingen hatte man begonnen, bald waren lieben Gehülfen notwendig, deren Zahl lich bis zum 
Jahre 1836 auf vierzig vermehrte, während zu der erlten kleinen Holzpreffe acht andere gekommen warcn, 
darunter als erlte eilerne eine „Columbiaprelle“. Die Räume in der Rademacherltraße hatten länslt nicht 
mehr gsenüst. Nachdem ein paar Jahre der berühmte Paltor Bödeker die Druckerei in feinem zur Markt= 
kirche gehörigen Prediserhaufe beherberst hatte, erwarben die Brüder das Haus Olterltraße 88, das fie ihren 
Zwecken entfprechend umbauen und ausbauen ließen; in dielem Haufe, das im Laufe der Jahrzehnte 
immer wieder erweitert wurde, ilt die Firma noch heute, nach fünfundneunzis Jahren, anfällig! 
Daftor Bödeker war aber feinen arbeitsfrohen Mietern nicht nur Hausherr; er förderte fie, wo immer 
es ihm möglich war, mit Rat und Tat, ebenfo wie es einft der Stadtdirektor Rumann setan hatte, und 
wurde ihnen ein guter väterlicher Freund. Auch fonlt ward Friedrich und Chriltian Jänccke, namentlich 
vom Hofbuchhändler Hahn, anfpornende Unterltübungs zuteil, die fie ihren hervorragenden Leiltunsen 
zu verdanken hatten. Und es fehlte ihnen nicht an äußeren Ehrungen mannisfaltislter Art. Schon 1835 
zrhielten fie als erlte Auszeichnung vom Gewerbeverein die Bronzene Medaille, 1836 wurden fie zu Hof= 
‚uchdruckern ernannt und 1837 verlieh ihnen die Gewerbeausltellung die Silberne Medaille. 
Die Aufträge mehrten fich von Jahr zu Jahr; nach und nach wurden die meilten der in Hannover er= 
(cheinenden Zeitkhriften in der hochangefehenen Offizin hergeltellt, fo die „Archive“ des hiltorilchen Vereins und 
des Apothekervereins; die von Karmarlch herausgegebenen „Mitteilungen des Gewerbevereins” und die von 
Hermann Grote, demhervorragenden Numismatiker und Heraldiker, herausgegebenen „Blätter für Münzkunde”. 
Am 12. April 1842, allo nach fünfzehnjährisem Beltehen, wurde bereits die zweite Generation im 
Haufe tätig, indem Friedrichs Sohn Wilhelm und Chriltians Sohn Georg bei den Vätern in die Lehre 
‚raten, die lie am 17. Mai 1845 beendisten. 
Die vierziger Jahre waren auch fonft befonders reich an wichtislten Ereisnillen für die Firma. 1843 wurde 
der Buchdruckerei eine Steindruckerei ansesliedert, 1844 sründeten die Brüder mit ihrem Freunde Friedrich 
Schneemann, nachdem Verfuche mit Rußbrennen erfolsreich gewelen waren, die Rußbrennerei und Buch=- 
druckfarbenfabrik Gebrüder Jänecke und Fr. Schneemann, die bald eines der bedeutendlten Unternehmen 
auf dielem Gebiete wurde. 1844 konnte die erlte von Siegel in Berlin gelieferte Schnellprefle aufgeltellt 
werden, ihr folsten 1848 und 1849 zwei Doppelkhnellprellen von Koenig & Bauer. Das machte des weiteren 
die Aufltellung einer Dampfmalkhine von Georg Egeftorff notwendig, lowie die einer Schriftsießmalchine. 
Veranlaßt wurden diefle Neueinrichtungen nicht zulebt durch den Umftand, daß im Jahre 1848 die „Bremer 
Zeitungs” in den im felben Jahre gesründeten Verlag der Gebrüder Jänecke übergegangen war. Diele Zeitungs 
kam am 26. Dezember zum erlten Male als „Zeitung für Norddeutfhland” heraus und wurde Ipäter nach 
wechlelvollen Schickfalen in den „Hannoverlchen Kurier” umsewandelt. 
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