Full text: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927

Das Bank- und Börlenwelen in der Stadt f Tannover. 
Auszug aus der gleichnamigen Abhandlung des Bankiers Julius Blanck in Hannover. 
Je nachdem der Lefer den Handel mit Wechleln, Lombardierung von Waren und ähnliches als 
Bankwelen bezeichnen will, kann er den Anlans dieles Gekhältszweises in der Stadt Hannover Ichon in 
den Anfang des 17. Jahrhunderts verlegen. Falls er fich aber das Banksewerbe nur annähernd fo vorltellt, 
wie es ungefähr heutigen Tages auslicht, muß er etwa 250 Jahre über den genannten Zeitpunkt hinaus= 
gehen und die Anfänge des hannoverfchen Banksewerbes auf etwa die Mitte des 19. Jahrhunderts ver= 
lesen, ungefähr um die Zeitwende, als die Hannoverfche Bank gegründet wurde. Es kann bei retrofpektiver 
Setrachtung sar nicht verwunderlich fein, daß Hannovers Banksewerbe fo junsen Datums if und heute 
erft auf etwa ein le hundertjähriges Beltehen zurückblickt, wenn man berückfichtist, daß Hannover falt 
auslchließlich landwirtkhaftliche Umgebung gehabt hat und ihr Schiffahrt, fowie internationaler Handel 
bis 1850 fehlten ; erft um die genannte Zeit kam in Hannover die Indultrie belonders durch Georg Egeltorff 
auf und entwickelte fich auf diefem Gebiete im Laufe der folgenden Jahrzehnte in Cremeinfchaft mit der 
damaligen Vorltadt Linden zufehends. 
Die erften Bankfirmen von Ruf waren: Hofbankiers Meyer Michael David & Söhne und Leffmann 
& Abraham Herz Cohen. Ferner werden erwähnt: Salomon, Michael David & Söhne und Borell und 
Crellinser. Dann kamen Bankfirmen allererlten Rufes auf wie Michael David & Söhne, Ezechiel Simon, 
Michael Berend und nach dielen Hermann Bartels, B. Masnus, Adolph Meyer und Ephraim Meyer & Sohn, 
von denen die beiden letstgenannten noch heute exiltieren, während die ehemals auch ansefehenen Bank= 
irmen B. Magnus in die Commerz= und Privat=Bank und Hermann Bartels in die Direktion der Dis= 
conto=Gelellichaftt aufsesangen find. Aufsefosen von der leßteren ilt auch die 1874 gesründete Vereinsbank, 
von der Dresdner Bank das Bankhaus Alexander Simon und die Niederfächlifche Bank in Bückeburs, 
welche in Hannover eine Filiale unterhielt. 
Als bedeutende Bankfirma muß auch noch das Bankhaus M. J. Frensdorff erwähnt werden, welches 
wie einige der zuerlt genannten 1882 in Konkurs geriet. 
Teils waren diefe Firmen als Kolonialwarengelchäfte ins Leben gerufen und singen im Laufe der 
Zeit zum Geldwechlel über, teils beweste fich ihr Gelchäftsbetrieb im Handel von logenannten wilden 
Scheinen und Vertrieb von Lotterielofen der verlchiedenen deutlichen Kleinftaaten. Die Entwicklung 
Deutkhlands vom Asrarltaat zum Indultrieftaat bot den derzeitigen Gelchäften Gelegenheit, lich zu 
wirklichen Bankselchäften zu entwickeln. 
Der Handel in Staatspapieren und den auf den Inhaber lautenden Wertpapieren war bei Besinn 
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur gering und befchränkte fich nur auf einen kleinen Teil der 
<apitalilten. Jetzt brach die Zeit an, in welcher für. den Bau der Eifenbahnlinien mit allem dazu= 
zehörigen Material an Kohlen, Wassons ulw., fowie für die Gründung der Aktiensefelllchaften Kapitalien 
in fehr sroßem Umfanse benötist wurden, die Aussabe von Aktien, Hypothekoblisationen, Schuld= 
verfchreibungen, auch Prämienlofen (u. a. Braunfchweiger 20 = Taler=Lole, Köln=Mindener 40 -Taler=Lole, 
ietztere für den Bau der Eifenbahn von Köln nach Minden) befchafft wurden. Um dem Bedürfnis, fich 
Gelder für Wohnhäuler zu belchaffen, zu entlprechen, wurde 1872 die Braunfchweis=Hannoverfche 
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