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Arnold Frommeyer, Hannover, Bahnhofftr. 10u.11
Gerberei, Treibriemenfabrik und technifches Gelfchäft.
Gesründet im Jahre 1807 von E. /AAus. Dreyer als „technifches Gelchäft” für
indultrielle Bedarlsartikel, die in diefer Zeit falt ausfchließlich von Ensland bezosen
wurden, entwickelte fich die Firma als erlte ihrer Art zu einer anlehnlichen Höhe.
; Der jekise Inhaber, Herr Arnold Frommeyer, nahm im Jahre 1870 zuerlt
leine Tätiskeit auf, reilte cin Jahr {päter nach Ensland und den Vereinigten Staaten,
um in dielen, derzeit vorbildlichen Ländern die Befonderheiten der technifchen
Branche kennen zu lernen. Nach fünfjährisem Aufenthalt im Auslande übernahm
er 1877 die Leitung des Gelfchäfts und besann mit der Herftellung von Treibriemen.
Die nötisen. Malchinen wurden in Amerika gekauft, während das erforderliche
Leder von Ensland bezogen werden mußte, um der derzeit herrichenden Vorliebe
[ür enslifche Ware zu senüsen, obwohl die deutfiche Haut das befte Rohmaterial und die alte deutliche
Grubenserbuns das belte Leder der Welt ersibt.
1887 übernahm der jetzige Inhaber unter der Firma Arnold Frommeyer das Gelchäft für alleinige Rechnung,
kaufte die derzeitige Dampt- und Wallermühle in Ricklinsen und baute fie zu einer modernen Lederfabrik um,
während die Riemenfabrik indie seräumigen Hinterhäufer der Bahnhofltraßeverlestwurde. Anfanssderneunziger
Jahre wurde mit der Fabrikation des Rawhide=Leders begonnen. Einige Jahre fpäter wurde mit der
Chicago=Rawhide Co. ein Abkommen getroffen und das alleinise Recht zur Herftelluns des Orisinal=
Chicago=Rawhide=Leders und die Führungs des Namens für Europa und die enslikchen Kolonien erworben. ZurBe=
arbeitung der leßtgenannten Gebiete wurde eine Filiale in
London als Lid. Co.errichtet und die Ricklinger Lederfabrik
unter der Firma Deutlche Chicago =Rawhide =Gelellfchaft
in eine GC. m. b. I. umsewandelt, die nur für den Export
arbeitete. Das Hannoverfche Stammhaus unterltand der
befonderen Leitungs des Prokurilten und [tillen Teilhabers,
Herrn Carl Wittkopp, der jebßt auf eine 40jährige Tätig=
keit im Gelchäft zurück blickt, während der Inhaber bald
in Ensland, bald in Deutfchland tätig war und gleichzeitig
als Vorfißender des Verbandes deutfher Ledertreibriemen=
Fabrikanten die umfangreichen Gelfchäfte diefles Verbandes
führte. — Die drei Unternehmungen hatten fich zu einer
anfehnlichen Höhe entwickelt, als der Krieg ausbrach. Das
Londoner Gelchäft wurde von der enslifchen Regierung be=
(chlasnahmt und vom Public Trultee meiltbietend verkauft,
der Erlös, etwa die Hälfte des inveltierten Kapitals, der
deutlfchen Resierung sutgelchrieben, die aber leider bis heute
ihre im Ausland fo Cchwer gelchädisten Bürger nicht ab=
gefunden hat, der Export hörte auf, die deutfchen Riemen=
tabriken wurden ftillgelest, nur wenise, zu denen auch die
Firma sehörte, wurden von der KriesslederA.=G. mit Leder re
beliefert und durften auf Freisabelcheinz der R. F. St. Riemen verkaufen. Der Inhaber wurde vom Minilter
des Innern als Beirat in die Riemenfreisabeltelle berufen und in dieler Eisenfchaft dauernd in Anlpruch genommen.
Nach dem Kriege Materialnot, Inflation und Verlulte auf jedem Gebiete — alles, was in 60 jähriger Arbeit
gefchaffen war, faft zunichte gemacht. — Unverdroffen wurde dennoch weiter gearbeitet und wieder aufse=
aut, das Inlandselchäft hat heute fchon wieder feinen früheren Umfans erreicht, die Beziehungen zum Aus=
ı "ande [ind wieder angeknüpft
und in fichere Bahnen geleitet,
der Erfolgs ilt belcheiden, aber
(tetig wachlend.
So zeist dies Unternehmen
ımKleinen ein getreuesSpiegel=
bild der sroßen deutlchen in=
dultriellen Gelamtentwick=
lung der letsten 6o Jahre,
zuerft Einfuhr von Ensland,
darauf Selbftherltellung und
>ndlich ungeahnte Ausfuhr
deutlicher Ware, — dann der
Zulammenbruch durch den
Kriegs und heute unverzaste
Wiederaufnahme mit voller
Kraft ZU Ehre der deutfchen
Unternehmer und Arbeiter
und zum Wohle des deut-
(chen Vaterlandes!
—
Arnold From Meyer