81
feit getragen war. Biel Höher ftand Hernadh mäöhrend
meiner Primanerzeit der Unterricht des vortreffligen Petri.
3m Vergleiche mit jeinen fpäteren Leiftungen war Betri
damals noch unreif, im Werden begriffen, AWoer für mich
und meine MitjchHüler wird auch diefer Umftand ein Segen
gewefen fein, da mir für die fpätere ftarfe Roft gewiß
noch nicht empfänglidh waren, fondern wohl noch lange
diejer, in einem ]Hönen rhetorijhen Gefäße dargebotenen
Milch bedurften. Wir Schüler waren die Erften, oder
glaubten wenigftenz die Erjten zu fein, die Petri’8 Hohe
Bedeutung erkannten. Daher fih in die Propaganda,
welche wir für ihn machten, neben der wirklichen Be-
geijterung für feine Sache und Verehrung für feine Per-
fon, auch ein gute8 Theil jugendlicher Eitelkeit einmi{chte.
Worms.
Wie Ihn fünnte fid in Worms, wenn alle
Ratholifen und Proteftanten zugleiH Chriften wären,
der hHerrlidhe, im fich jelbit eine Hijtorijhe Entwidelung
darftellende und von den edeliten Sagen des Mittelalters
umranfte fatholijdhe Dom, mit dem eben]o Herrlichen, echt
modernen, zugleich Hiftorijh gedachten und einheitlichen
Sutherdenkmale vertragen! YWber die Sünde geftattet diefe
thatfächlidhe Predigt mahrhaft Hriftliher Duldjamkeit nicht.
Sm wirklidhen Leben unjeres Volkes drängt fih an jene
tatholifidhen Elemente nur gar zu dicht heran der Dämon
der Priejterherrjchaft, der Wahrheitsfchen, der Verwelt-
Noicher, .aeiltl. Gedanken. 5