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telben, Feinerlei Kath finden. So bleibt er ftehen bei
einem unfruchtbaren Staunen darüber, einem Jauchzen oder
Wehklagen, je nachdem fie ihn angenehm oder unangenehm
berührt haben. Diefes Anftaunen der Begebenheiten foll
das SGejchichtsftudium in wiffenfhaftliches Beherrichen ver=
wandeln. Mäßigung im Urtheilen, Mäßigung im Handeln
hat man zu jeder Zeit, von Herodot bi8 auf Johannes
Müller, für die erfte und Heilfamfte Frucht der Gefchichte
gehalten. Sie befreiet un von Menfdhen-VBergütterung, fie
Gefreiet un8 von Menfcdhenhaß. Wer feinen Geift mit dem
Beften aller früheren Jahrhunderte genährt Hat, der wird
gar bald das Vergängliche von dem Dauerhaften unter=
jheiden Können. It von einer papiernen Modeverfaffung
die Rede, jo erinnert er ich an Lakedämon, an Mom, an
Aragon, Venedig und Oroßbritannien; fpricht man von
KHednern und Staatsmännern, fo IHweben feinem Auge
die Perikles und Demofthenes, die Cato und Cicero, die:
Bitt und Burke vor; gilt e8 einen Künftler zu beurtheilen,
jo denkt er zurüd an die Hellenen des perikleifjhen, die
Italiener des mediceijchen, die Deutjchen des achtzehnten
Sahrhunderts. Wie könnte er wohl bethört werden durch
Die augenblicklichen Erfolge eines Thier8 oder Mendizabal,
eines Bellini oder Meyerbeer, eine8 Strauß oder Oubkow?
Wer aber zum Bewundern Ianglam i{jt, fagt Gervbinus,
der it au Iangfam zum Verwerfen. Weil er die
Menfhen Ffennt, jo hütet er fich, NebertriebeneS von ihnen
zu fordern.
Sedes edle Herz noch hat von der Kunft ein Mittel
Gegehrt, „die AUngit des Irdbifdhen von fich zu werfen, fich