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Worte, mit Flexionen wie mit Muskeln und Sehnen be-
(leidet, als lebendige Körper hervor, voll Ausdruck und
Charakter, mährend fie in den neueren Sprachen zu Ge:
rippen zujammengefd)rumpft ind. Weiterhin eine Mannich-
jaltigfeit des Rartifelmejens, und eben dadurch, bet der
großen Freiheit der Wortitellung, eine Feinheit der Nıran-
zirungen, wie fie in feiner Sprache wohl ihres Öfleichen
Andet. Die hHellenijhHen Buchftaben find fhon an fich faft
alle wohlflingend; jede Häßlidhe Combination wird mit der
äußerften Sorgfalt vermieden. In der Zujammenfügung
der Sylben findet die größte Abwechfelung der Laute, der
Rürzen und Längen, die buntefte Mannichfaltigfeit der
Accente ftatt; während doch im Deutjchen z.B. und im
Sateinifjdhen die große Mehrzahl aller Wörter barytonirt
ijt. Welch eine Begünftigung für die Metrik der Hellenen!
Zumal feit Homer8 Zeit der rhythHmijche Accent mit dem
Sprachaccente nicht mehr zufammenzufallen brauchte.
Mannichfaltigfeit und Einheit find die Orundhedins
gungen aller Bortrefflichkeit. Die Mundarten der Hellenen
And bielleicht abweichender unter ji und confjequenter
au8gebildet, al3 hei irgend einem andern Volle. Doch aber
[a8 der Dorier den Homer, der Jonier den Pindar mit
gleichem Kunftgenufje. Ohne irgend Anftoß zu erregen,
fonnte der attijdhe Dramatiker die verfdhiedenartigiten Dialekte
im jein Schaufpiel aufnehmen. Welch eine Freiheit! Wie
unendlich verfchieden von der engen Conbvenienz, wodurch
fich die NMeueren Haben bejchränkfen Iafjen! — Auch die
hellenifche Sprache hat ihre Entwickungsftufen gehabt;
aber jelbit die Homerifdhen SGefänage find bis in die fpätes