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Die Religion der Griechen.
Daß die Keligion der Hellenen ihren Hauptzügen
nach bereitz in der vorhomerijdhen Zeit firirt worden
üjt, fehe ih durch die Forfchungen der Neuern als be-
wielen an.
Von diefer urfpränglidhen Kelkigiojität finden wir in
Homers Gefängen einen ganz ähnlidhen Wofall, wie ihn
unjere Kittergedichte im Bergleidh mit dem ausgebildeten
Ratholicismus des früheren Mittelalter3 darftellen.
Die meiften Göttergeftalten waren aus Naturmächten
idealijirte Ritter geworden; die hierzu nicht paffen wollten,
mie Dionyfo3S und Demeter, mußten al8 plebejijhe Öott-
heiten in den Hintergrund treten. Zwijdhen einem Ritter
und einem S©otte mar der Abftand nur gering: Diovmedes
Ichlägt den Ares, UhHill den Skamandros. In das Leben
der Öötter, fing man an, die frivolften Schwänke hinüber-
zufragen.
Cine ganz ähnliche Bewegung, wie je im jechzehnten
SYahrhunderte da3Z entartete Chrijtenthum bei den abend-
(ändijchen VBölfern erneuerte, {Heint auch in Griechenland
da3 jechfte Jahrhundert belebt zu Haben. Dies it für
die Hellenen das Zeitalter der großen Erfindungen. Unjerer
Buchdruckerkunjt entpricht damals die Verbreitung und
Verbefferung der Schrift; unjeren EntdeckungSreijen die
Bekanntfchaft mit dem Oriente und der weftliden Hälfte
des Mittelmeeres. Wir fjehen die Myfterien, Ddieß reli-
giöjejte Clement der griechifchen Religion, mieder lebendig,
die Orakel, jelbit über die Barbaren hin, wieder herrichenDd