Full text: Geistliche Gedanken eines National-Ökonomen

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Welche Berjchiedenheit e& num aber fei, wodurch eine 
und Diefelbe Erfahrung, etwa der Anblick eines Gewitters, 
bet einem Beethoven zur Symphonie, bei einem Ruyzdael 
zur Sandijchaft, bei einem Klopftock zum Gedichte wird, 
da8 1äßt fihH wohl näherungSweije und in Bildern an: 
deuten, niemals aber zur Genüge und in Begriffen aus 
inanderjeken. Ieder {Höpferijche Yet ijft dem Menfchen 
cin Geheimniß. Wir Können diefe Operationen des Künft- 
ers mit dem Thun der Biene vergleichen. Sleichwie die 
Biene, durch Natur gelehrt, aus allen Blumen daz Röft- 
(ihite fjammelt, e8 in ihrem Innern verarbeitet, und als 
Honig wieder ans Licht bringt, {jo gehen jene Menfchen 
mn der Welt der ‚Erfahrungen umher, jammeln ein, was 
Ynen der SGeilt gebeut, und ftrümen e8 au8 in Kunit- 
vyerfen . . 
Eine dritte Stufe bildet die pofitive Wiffen[Haft. 
Ze nachdem fie vorzugsweije mit dem materiellen oder mit 
dem geiftigen Leben zu thıum hat, kann fie in die großen 
Haupffategorien der Naturmiffenfdhaften und der hiftorifchen 
gefheilt werden. €3 leuchtet ohne Weiteres ein, daß die 
Naturwijjen]haft eine enge Verwandtjchaft hat mit der 
plaftijdhen Kunft, die SGefchichte mit der poetifjdhen. In 
der That, wenn wir z. BB. Leffing’8 Qavokvon {tudiren, der 
auf bemwunderungswürdige Weije das Verhältniz der Blaftik 
zur Poefie erörtert, Jo werden wir fafjt alle dort bemerfkten 
Unterichiede cum grano salis auf daS Verhältniß der Natur- 
niffenfcdhaft zur SGejchichte übertragen fönnen. 
Alle diefe Wiffen|haften nun, mie Jih von jelbft ver= 
iteht, ruhen wefentlich auf dem Boden der Erfahrung. Freiz
	        
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