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lich fpielt die Erfahrung hier eine weit größere Rolle, als
bet den eigentlich Jogenannten Rünften. Während der Künft-
(er fie nur fo bei Wege lang mitnimmt, fucht fie der wijjen-
ichaftliche Mann bi8 in die kiefflten Schachte auf; während
fie jenem eigentlih nur Stoff it, {t fie diefem zugleich
auch SGegenftand. Nur dürfen wir Hüber der einen Seite
nicht die andere Seite vergeffen: Hber der SGebundenheit
ın den Stoff nicht die Freiheit der Schöpfung, über dem
Berjenkfen in die Erfahrungswelt nicht das Bedürfniß,
die Geheimnijfje der eigenen Seele auszujprechen. So
jagt ©oethe jehr {hön von Mewton: Die Mathematik war
ihm als das Organ gegeben, durch daS er feine innere
Welt aufzubauen und die äußere zu gewältigen fuchte.
Auch in der pofitiven Wiffenfhaft kommen die {chön=
iten Geninsblide unbewußt und auf einmal; die erfte Dunkle
Totalidee wird von Innen Her allmählig heller, und, in-
dem fie Heller wird, lernt der Künftler nicht allein feinen
Segenftand, fondern vor Allem auch fein eigenes Selbit
Harer erfennen. Diefe unbewußte, zwingende Macht des
Seniu3, diejer wiffenichaftlidhe Schüpfungstrieb Yt das
vornehmite Kriterium, woran fich der wiffen|hHaftlidhe Künft-
ler vom wiffenfchaftlicdhen Handwerker unterfcheiden läßt.
‘Qcbhen, Werk und Beitalter des ThHukndide8, S. 6 fg.)
Dertiefung der religiöfen Ehrfurcht durch das Studium der
Befchichte und der Naturwiffenfchaften.
8 ift die Aufgabe des Hijtorifers, men]cdhlidhe Dinge,
velche der aemeine Blick nur al3 ifolirt und zufällig auf-