Full text: Geistliche Gedanken eines National-Ökonomen

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lichen Allmacht, in IJahreszeit, Witterung u. f. w. viel 
handgreiflicher abhängig gegenüberfteht, als der Gemwerb- 
Heiß. Allein, wie fajt bei jedem Volke der Verfall der 
Nationalreligion zuerft in den Städten bemerkbar geworden 
ift, fo haben fih auch die Höchften Blüthen des religiöjen 
Zeben3, EChriftenthum und Reformation, hier zuerft ein- 
geftellt, find mühfam und allmählich von hier aus über 
5a3 platte Land durchgedrungen. AUNgemeingültig ft nur 
joviel, daß für Tempel, Fejte, überhaupt für Kirchenthümer 
die nothwendige Stabilität und Regelmäßigkeit des Lebens 
erft beim Nebergange des Volkes zum Ackerbau einzutreten 
pflegt, und daß Hernad) der Sinn des Landvolfes diele 
äußerliden Religionsanftalten am längjten bewahrt. — 
Xm Staatsleben gilt der Ackerbau für minder freiheit38- 
liebend, al3 der Gewerbfleiß; und wirklich kann feine 
itrenge Abhängigkeit von der Natur auch in menfchlihen 
Dingen an blinden Gehorfam gewöhnen. Er it der Con- 
ixole der Deffentlichkeit viel mehr unterworfen, daher ver- 
gältnißmäßig leichter zu befteuern. Die nothwendige Ge- 
aundenheit feineS Betriebe3 an die Scholle {ft für demokratifche 
z3roße Berfammlungen ein faft unüberjteiglidhes Hinderniß; 
während die Gewerbe zwar die Anfäifigfeit bis zum Stadt» 
(eben erhöhen, aber doch in der Beweglichkeit ihres Marktes 
und Kapitals ein überwiegendes Moment zu ©unften der 
perfünlidhen Freiheit enthalten. Weil im Aderbau der 
Kactor aneignungSfähiger Natur weitaus die Hauptiache 
der Production bildet, fo ijt der bloße Arbeiter von feinem 
Brodherru und Ddiefer wiederum vom Eigenthümer des 
Bodens viel abhänaiger, al8 im Gewerbileiße. Die Rüd-
	        
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