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fnnen. — Bor Gott find in gewijffjem Sinne alle Men-
(chen gleich. Darum {ft die Demokratie um [vo jicherer,
ihr ®leichheitsprincip nicht zu übertreiben, je mehr fie das
„vor Gott“ im Sinne behält. Alio auch infofern die
Neligion daZ unentbehrlihe FJundament für die Dauer
diefer Staatsform!
Wa8 in Nordamerika und der Urfchweiz die Demo-
fratie aufrecht erhält, ift vornehmlidh das Fehlen derjenigen
Semente, weldhe fie bei un am eifrigjten fordern. €3
Sat namentlich zur Dauer der amerikanijchen Demokratie
mächtig beigetragen, daß hier bei der erften Kolonifivung
neben der politijhHen Freiheit eine fehr f{trenge,. vielfach
5ornirte, ferupelvolle Religiofität mitwirkte . . .
Der Etaat, fowohl die Union im Ganzen wie die
Einzeljtaaten, fümmert {ih dort bekanntlich um das Kirchen-
wefjen gar nicht. Doch wird jede Sigung beider Congreß-
häufer mit Gebet eröffnet, wa8 das Frankfurter Parlas
ment 1848—49 mit Hohn zurücwies. Auch erklärten
iech3 Staaten Jeden für amtSunfähig, der Gottes Dajein
leugnet; zwei Yeden, welcher nicht an Sott und künftige
Belohnung oder Beftrafung glaubt . . .
Das Volk aber it fo religionSeifrig, daß z. DB. 1854
die Stadt New-York auf etwa 700000 Einwohner
53—600 Kirchen zählte; Berlin auf 450000 kaum 40.
Bryce fchildert eine Stadt in Ohio von 40000 Einwohnern
mit 40 Sirchen. San Francisco, daS 1848 mur etiva
2000 Einwohner zählte, befaß 1890 jhon gegen 100 SGottes=
Häufer. Ein berühmter jüdijcher Publicijt, der jahrelang
tr Nordamerika aelebt Hatte, erklärte Schaff, die Vereinig-