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Wür
Bogenstellungen mit vorgesetzten antiken Ordnungen; Kreuzgwb.
Der bedeutenden Anlage sind die Einzelformen und die Propor-
tionen nicht ebenbürtig: sie entbehren der feineren Belebung. Auch
war die Konstruktion fehlerhaft; 1617 stürzte das Hauptgwb. ein
und zerstörte das Juliusdenkmal und die übrige reiche Ausstattung.
Wiederherstellung 1696. Der vorspringende W-T. in den unteren
Teilen vom Juliusbau erhalten, in den oberen von Pefrimi; eine
bedeutende Kunstleistung; die Lösung wesentlich anders und besser,
als an den Türmen, die Pefrixi vorher an der Hauger K. errichtet
hatte; der innerlich widerstrebende antike Formenapparat ist der
nordischen Turmidee merkwürdig glücklich dienstbar gemacht.
Juliusspital, Von dem 1580 voll. Stiftungsbau des Bischofs Julius
hat sich nichts erhalten. An der jetzigen Anlage gehört die lang-
gestreckte Straßenfront nebst den kürzeren Seitenflügeln dem Bau
des 18. Jahrhunderts. Bedeutender der rückseitige Flügel von Pefrixi
1699. Der Gartenpavillon von 1705, früher Theatrum anatomicum,
dürfte von /. Greising herrühren (C. Gurlitt nennt ihn eine „Vor-
ahnung des Dresdner Zwingers“). Im Durchgang Relief vom
Eingang des alten Spitals „Krankenpflege durch Seelsorger und
Arzt“ — recht unbeholfene Arbeit.
Bürgerspital. Die bmkw. Hofarchitektur von 3. Neumann 1718.
Klerikerseminar, 1606 als Ordenshaus der Jesuiten errichtet. Neu-
bau von /. Greising seit 1716. Eine tüchtige Leistung. Der
Formengeist steht in der Mitte zwischen dem älteren deutschen
Barock und dem kommenden Stil Balth, Neumanns. Die Bildhauer-
arbeiten am Hauptportal von Jakob van der Auwera aus Mecheln;
die krönende Statue des h. Ignatius nach der Aufhebung des
Ordens als guter Hirte umgearbeitet.
Rückermaingebäude (früher Amtshaus des Ritterstifts S. Burkard)
1715—22 von /. Greising; derselbe knüpft, im Gegensatz zu dem
Hauptmeister der unmittelbar vorangehenden Zeit, Anf. Petrini,
an die Traditionen der deutschen Spren. an; man beachte die ver-
hältnismäßig niedrigen Stockwerke, die breiten geteilten Fenster
und die reichen Schmuckformen. Im Innern bmkw. Stuckdecken.
Residenzschloß, (J. Keller, Balthasar Neumann, 1896.) Unter den
Fürstbischöfen Joh. Phil. Franz v. Schönborn und Friedrich Karl
v. Schönborn von Joh. Balthasar Neumann, 1720—1744 im
Steinbau vollendet, die innere Ausstattung bis in die 70er Jahre.
— Die R. in W. ist eines der größten architektonischen Kunst-
werke, die Deutschland besitzt und sie ist auch in ihrem inneren
Wesen deutscher, als die landläufige Meinung annimmt. Der Kar-
dinal Rohan und die tonangebenden Pariser Architekten, R. de
Cotte und G. Boffrand, denen Neumann seinen Entwurf zur Be-