Full text: Mitteldeutschland (Band 1)

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gutachtung vorlegen mußte, urteilten übereinstimmend, es sei „viel 
auf italienisch Manier und etwas teutsches dabei“. Das Italienische 
kannte Neumann nur indirekt. Der Stil seines Werks ist wesent- 
lich ein persönlicher. auf Grund der internationalen Barocküber- 
lieferung. — Gruppierter Langbau im Seitenverhältnis 167: 92 m. 
Im Hauptgeschoß 92 Säle und Zimmer, Die Gartenfassade gibt 
eine gerade Linie mit mäßigem Mittelrisalit; auf der Stadtseite 
(Hauptschauseite) springen die Flügel weit vor, so daß in der 
Mitte ein Ehrenhof von 55 m Tiefe entsteht. Derselbe war durch 
ein prachtvolles, an den Pfeilern reich mit Skulpturen (von Jako6 
v. d. Auwera u. a.) geziertes Gitter abgeschlossen, das im 19. Jh. 
grundlos- entfernt wurde; die nach dem Ehrenhof gekehrten Flügel- 
fassaden haben dadurch einen falschen Sinn erhalten. Der Auf- 
bau ist 2teilig, da das 2. und 4. Geschoß sich als Halbgeschosse 
völlig unterordnen. Die Dächer erhalten in der Mitte und an den 
Ecken nur leichte Accente, im ganzen sollen die Horizontalen 
herrschen. Die Einzelformen sind durch Reinheit der Zeichnung 
und besonders durch richtig gewählten Grad des Reliefs aus- 
gezeichnet. Einigermaßen manieriert der reicher behandelte Mittel- 
giebel. — In der inneren Einteilung, doch wesentlich nur in dieser, 
hat Neumann verschiedenen Ratgebern, namentlich de Cotze und 
Bofrand, nachgeben müssen. Sein eigener Gedanke ging auf 
zwei symmetrische Kolossaltreppen. Er mußte die eine (rechts) unter- 
drücken und den dafür vorgesehenen Raum müßig verzetteln; wie 
überhaupt der ganze rechte Flügel mehrfachen Schwankungen unter- 
legen ist. — Im Innern zeigen vor allem das Treppenhaus, der 
weiße Saal (salle des gardes) und der Kaisersaal den Neumann- 
schen Geist; man beachte genau, in welches Verhältnis der Maß- 
stab des dekorativen Details zum Raummaßstab gesetzt ist; - wie 
weit die Dekoration die folgenden in der Gartenflucht liegenden 
Prachtzimmer ihm unmittelbar angehört, ist nicht ausgemacht. In 
der 1743 gew. Kapelle verliert Neumann die Klarheit seiner 
Kunstsprache, eine eigentümlich „schwüle, überhitzte“ Stimmung 
tritt ein. Die Gwb. und ihre Wiederspiegelung im Gr. geben die 
Durchschneidung mehrerer Ellipsen. Allmähliche Wandelung des 
Stils. Die letzten 1805 ff. umgestalteten Räume verkünden den 
Sieg des Neuklassizisemus. — 1750—53 führten &. 3. Tiepolo und 
sein Sohn Domenico die weltberühmten Deckengemälde im Treppen- 
haus und Kaisersaal aus; die übrigen Maler waren durchweg 
Deutsche. Unter den Bildhauern und Stuccatoren bemerkt man 
neben den Deutschen (der beste war Balthasar Esterbauer) mehrere 
Italiener, die Niederländer Jakob und Wolfgang v. d. Auwera, 
nur einen Franzosen. Die unvergleichlich prachtvollen Schmiede- 
arbeiten sind vom Tiroler /. G. Oegg. — 1765—70 die Abrundung
	        
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