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konsequent durchgeführt; die Gurtrippen fehlen ganz. Empore nur
im n SSch. Außerhalb der w Stirnmauer eine Vorhalle und über
ihr zwei, nur bis zur Schiffshöhe ausgeführte Türme. Über der
kleinen Tür des n SSch. erhebt sich in voller Höhe der Wand eine
eigentüml. plastische Dekoration, beg. 1525. Sie ahmt ein
Baugerüst von rohen Stämmen nach; die Äste teils gekappt, teils
mit einander verschlungen; die zwischen ihnen liegenden Wand-
felder mit Statuen ausgesetzt. Zuunterst Löwen; darüber, in Höhe
der Türgewände, der Kaiser Lothar und die Kaiserin Richenza als
Stifter; im folgenden Geschoß die Maria und 4 Heilige, im dritten
die Trinität und Engel. Neben der „schönen Pforte“ in Annaberg
die wertvollste plastische Leistung dieser Zeit und Landschaft. Die
Behandlung des Fleisches weich und breit, die Gewandung manie-
riert, doch effektvoll; der Künstler muß mit Werken Riemen-
schneiders und Kraffts bekannt gewesen sein, — Im Innern die
aus einem einzigen Stamm geschnitzte Gruppe° der Stäupung
Christi; die gegenständliche Auffassung grell naturalistisch, die
künstlerische Behandlung nicht ohne Feinheit, nahe verwandt der
Tulpenkanzel im Freiberger Dom.
Jakobi-K. 15. Jh.; vom Bau des 13. nichts erhalten. — Hlk. von
4 J., SSchiffe mit 8 Eckschluß, der Hauptchor zu einer 3sch. An-
lage mit 7/16 Umgang erweitert. T. isoliert in sw Richtung. —
Altargemälde von 4. 7 Oeser, — [Heiliges Grab° aus Holz
geschnitzt von Georg‘ Johann Kil 1480; es ist 2,75 m 1., 1,25 m br.,
3,45 m h. und baut sich zweigeschossig in Form einer Laube auf;
in den 8 Nischen des niedrigen Untergeschosses je ein schlafender
Wächter; im Obergeschoß der Leichnam Christi; draußen vor den
8 Bogenöffnungen (je 3 an den Langseiten und 1 an den Schmal-
seiten) standen auf Konsolen ebensoviel Leidtragende (Joseph von
Arimathia, Nikodemus usw.); die Gesamtanordnung also ähnlich
dem Sebaldusgrab P. Vischers. Das Figürliche derb handwerks-
mäßig, das Architektonische mit seinen geschmeidigen Maßwerk-
formen in seiner Art vortrefflich. Das stark beschädigte und meh-
rerer Figuren beraubte Werk jetzt im Museum des Chemnitzer Ge-
schichtsvereins; ebenda noch andere aus der Jakobi-K. stammende
Kunstwerke.]
Johannis-K. Erster Bau 1254, zweiter A. 16. Jh., nach Zerstörung
1547 erneuert 1565; ohne archt. Interesse. Portal mit ähnlicher
Umrahmung von Astwerk wie das der Schloß-K.; im Mittel Relief
mit der Auferstehung der Toten nach Hesekiel c. 37; darüber ein
zweites mit dem jüngsten Gericht. — Kanzel 1721 aus dem spgot.
Altarwerk zusammengesetzt. — Taufstein, am Fuße betende Kinder-
figuren (vgl. Annaberg; das Motiv erhält sich bis A. 17. Jh., s. Weiß-
bach AH. Flöha).