299 —
Pforta
zurückspringen und durch wagerechten Abschluß mit abgewalm-
tem Dach noch unscheinbarer werden. Die eigentliche Fassade
ist. also ein sehr schmales und hohes Gebilde, eingerahmt
zwischen 2 weit vorspringende Strebepfll., horizontal geteilt in
3 jedesmal zurückspringende Stockwerke: zu unterst großer
Nischenvorbau, in dessen Hintergrund das an sich einfache Por-
tal und über diesem an der Wand eine Statuengruppe; im Mittel-
geschoß weites, 5teiliges Maßwerkfenster; Zu oberst vor dem ab-
getreppten Giebel noch einmal eine spitzbg. Nische mit reicher
Brüstung und Statuenwand. Sicher eine originelle Idee! Aber
um sie überzeugend auszugestalten, reichte die künstlerische
Kraft des Meisters nicht hin (von den Einzelheiten mehreres freie
Erfindung der Rest. 1854). Völlig ungenügend waren dann die
Hände, denen die Ausführung des Statuenschmuckes, der in der
Gesamtkomposition eine So wichtige Rolle spielen sollte, zuge-
wiesen war; man sieht erschreckend deutlich, daß der große
Naumburger Meister keine Schule hinterlassen hatte.
Innere Ausstattung. Spärlich erhalten; bedeutender nur
der prächtige Dreisitz aus M. 14. Jh. und die schöne frgot. Mensa
des Hochaltars. Unter den Grab denkmälern das wich-
tigste die Tumba des Markgrafen Georg V. Meißen + 1402; 1641
von den Franzosen verstümmelt, 1705 notdürftig wiederherge-
stellt, Kupferstich in S. Reyhers Monumenta Landgraviorum; an
den Seitenwänden Arkatur mit Kielbogenabschluß, in den 14
Nischen das leidtragende Gefolge (vgl. Arnstadt, Querfurt); das
Werk läßt hohe Tüchtigkeit der Ausführung ahnen. Von den
z. T. stark abgetretenen Grabsteinen fallen 11 ins 18. und 14. Jh.,
die besten der des Ritters Heinrich Varch + 1294, schöne Umriß-
zeichnung in der Typik der Naumburger Stifterbilder (Nordmauer
der Evangelistenkapelle) und der eines „bürgerlichen Ehepaares“,
nicht Kinderpaares, aus 1. H. 14. Jh. (3. Pfl. der SSeite). Von 1586
ab eine Reihe von Magisterdenkmälern. — Sonst zu beachten:
Gemaltes Triumphkreuz um 1220. Tempera auf Kreidegrund,
sehr interessant, j2 bedeutend, nichts Ähnliches ist bekannt.
Schmerzensmann aus Bronze etwa 1520—80, 80 cm h., Pietas
aus Stein (Steinguß?), die Beschreibung im Inv. läßt den Salz-
burger Typus vermuten. Bronzener Schmerzensmann aus der
letzten Klosterzeit.
Klausur. Sie liegt, ein seltener, WEhn auch nicht beispielloser
Fall, auf der NSeite der K. Die inneren Gebäude mit der Zeit
völlig entcharakterisiert. Etwas besser erhalten der Kreuzgang.
Die nördl., südl. und westl. Front vom rom. Bau, wenn auch ver-
stümmelt; die erhaltenen Pfl. und Bgg. umschlossen eine Gruppe
von wahrscheinlich je 3 kleinen Arkaden auf Säulchen. Ähn-
liche Gruppen zeigt noch der am OFlügel gelegene Kapitelsaal;
er war ursp., wie auch der Kreuzgang, ungewölbt. Das Refek-
torium am WFlügel ist in der Anlage zu erkennen, aber ohne
ältere Kunstformen. — Die Abtwohnung lag abgesondert im
D und ist im Erdgeschoß des späteren „Fürstenhauses“ erhalten,