Full text: Mitteldeutschland (Band 1)

Würzburg — 410 — 
tektur, Dekoration und Malerei; man beachte die Auflösung der 
Geraden schon im Grundriß, die Harmonisierung des in der 
Farbenwahl restlos gefügigen Stuckmarmors mit den Gemälden 
Tiepolos u. a. m. Gegenstand der letzteren: Brautfahrt und 
Trauung Kaiser Friedrich Barbarossas. — Die erste 
Bischofswohnung im Nordblock, eingerichtet unter 
Hutten. Das meiste später verändert, erhalten einige Decken. 
Die Wohnung Friedrich Karls lag im Südflügel; in der 
Toskanazeit zerstört, Unter Friedrich Karl auch die große Flucht 
der Repräsentationsräume an der Gartenseite begonnen; 1737 bis 
1745 die drei Zimmer südl. vom Kaisersaal (erstes Alexander- 
zimmer, Thronsaal, venezianisches Zimmer, Spiegelzimmer, dieses 
in der ersten Idee von Byß ); die anschließende große Galerie 
in der Toskanazeit zerstört und aufgeteilt, Weiter in Angriff ge- 
nommen die Zimmerfolge nördl. des Kaisersaals. Die letzten in 
dieser Reihe (Napoleonszimmer, Teezimmer, grünlackiertes Zim- 
mer) sind aus den 60er Jahren und zeigen das gealterte Rokoko. 
Der sog. Ingelheimer Trakt (z. T. Umarbeitung der ersten 
Bischofswohnung) 1776—79 springt zum Frühklassizismus über, 
besonders augenfällig die veränderte Farbenhaltung, Weiß und 
Weiß oder Weiß und Silber. Die Hauptdekorateure unter Fr. 
Karl waren A. Bossi, W. Auwera und Gg. Oegg, unter Seinsheim 
Materno Bossi (Neffe Antons und Bruder Ludwigs), J. P. Wagner 
und der jüngere Oegg.—Der Südflü gel 1806 ff. neu eingerichtet 
von N. A. de Salins de Montfort. Sein Klassizismus trocken und 
yedankenarm. Im Echozimmer vor 18038 ein Spiegel mit Spitz- 
bogen. 
Die Schloßkirche. Ursprünglich war für sie das Nordoval 
bestimmt (Entwürfe von M. v. W elsch). Jetzt an der SWEcke. 
Anfang der 30er Jahre im Bau. Die Behauptung R. Pfisters, daß 
sie ausschließlich Hildebrands Werk sei, bedarf der Nachprüfung, 
wenn auch Wiener Einwirkung im ganzen nicht zu leugnen ist. 
Ein 1sch. Raum, aber äußerst kompliziert gegliedert. Die inein- 
ander geschobenen 5 Ovale bedingen schon Grundriß und Wand- 
gliederung, klar treten sie erst in den Gewölben hervor. Gegen- 
über den unendlich vielen Kurven wirkt die auf halber Ge- 
samthöhe durchlaufende Horizontale des Gurtgesimses sehr 
eigentümlich. Die Anlage von 2 Hochaltären übereinander ein 
Wunsch des Bischofs, der direkt aus dem Schloß zur Messe 
gehen wollte, Die Dekoration (deren schwüle Glut, die von der 
Architektur angeschlagene leidenschaftliche Stimmung wirkungs- 
voll steigert) ist von Antonio Bossi (1734 von Neumann in 
Dienst genommen), die Deckengemälde (1735 ff.) von J. R. Byß, 
der schon in Pommersfelden für die Schönborns tätig, dann nach 
Wien gezogen war. Die Gemälde der Seitenaltäre von Tiepolo 
1752. Die plastischen Figuren am oberen Altar wohl von Joh. 
Wolfg. Auwera. 
Der Platz. Der sog. Rosenbachsche Hof an der NSeite älter 
als das Schloß, wohl von Greising, von Geigel 1765—70 der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.