Full text: Mitteldeutschland (Band 1)

Bamberg 
anter 10 Renaissanceepitaphe (jetzt in der Michaels-K.), sondern 
jrängten auch dem der Spuren seines Lebens in der Geschichte 
beraubten Bau ihre eigenen hybriden Erfindungen auf. (Selbst 
Führich, ein Nazarener, klagte damals über die eingetretene Ver- 
nüchterung.) 
Von größter Wichtigkeit ist der Bamberger Dom für die Ge- 
schichte der monumentalen Plastik im 13. Jh. a) Die 
Arkaturen an den Schranken des Georgenchors ent- 
halten in ihren 2X6 Blenden die Reliefgestalten von Propheten 
(NSeite) und Aposteln (SSeite); die gemalten Inschriften 
ihrer Spruchbänder sind erloschen, weshalb nur bei den wenig- 
sten die Benennung möglich wird. Je zwei im Gespräche. Der 
Stil zeigt den Moment des Aufsteigens einer säkular an die Klein- 
kunst gebunden gewesenen Darstellungsweise zum monumen- 
talen Stil; zugleich in ergreifendster Weise den Zusammenstoß 
konventioneller Gebundenheit, in der sich deutsche Gewohn- 
heiten mit neuerdings aufgenommenen Formen des klassischen 
Byzantinismus begegnen, und eines zur Freiheit erwachten leiden- 
schaftlichen Naturalismus. Mannigfaltigkeit der Charaktere, 
Eindringlichkeit der Gebärdensprache sind das Hauptanliegen; 
die Körperbildung noch sehr fehlerhaft, oft verzerrt, nie aus- 
Aruckslos. Die Apostelseite in relativ gedämpfter, die Propheten- 
seite in stürmisch erregter Stimmung. Schwer zu entscheiden, ob 
zwei verschiedene Künstler oder derselbe in zwei Abwandlungen. 
Die Anordnung der SSeite ergibt ein überschüssiges Feld, darin der 
h. Michael. Das Verkündigungsrelief am Pfl. rechts 
von der Chortreppe saß früher an der NSeite, wo die Ausbruch- 
stelle noch sichtbar. Etwa der Anfang einer neuen Reihe? (viel- 
leicht bestimmt für den Peterschor, dessen Schranken dann ohne 
plastischen Schmuck, bloß mit Gemälden in den Feldern, zur 
Ausführung kamen) zeigt es, wie weit dem Meister das Formal- 
schöne zur Verfügung stand. Sichere Datierung ist nicht mög- 
lich; am wahrscheinlichsten ist mir die Zeit rund 1220—30. — 
b) Die Adamspforte, links (SO) vom Georgenchor. Am 
rechten Gewände Petrus, Adam, Eva; am linken Kaiser Heinrich, 
Kunigunde, S. Stephan. Die Statuen sind später eingefügt; 
wären sie für dieses Portal, auch nach Vollendung desselben, 
gearbeitet worden, so hätte der Künstler sie auf Konsolen gestellt; 
allein sie sind mit Säulen verwachsen, die in dem Organismus 
dieses Portals keinen Platz finden; Petrus weist ohnedies auf 
den Peterschor. Dieser Bauteil ist es, mit dem architektonisch 
Jiefranzösische Schule einsetzt, und daß der Bildhauer der 
Adamspforte seine Schule in Reims durchgemacht hat, habe ich 
anderweitig nachgewiesen. — Von derselben Hand rühren 
mehrere Statuen her, die jetzt im Innern an den den Georgenchor 
nördlich begrenzenden Pfeilern sehr ungeschickt aufgestellt sind. 
(Waren etwa auch sie für ein Portal gedacht?) Am Mittelpfeiler 
Maria, von ihr getrennt Elisabet h (als Heimsuchungs- 
zruppe gedacht), auf der andern Seite ein Engel (Verkündigung);
	        
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