Zwickau
Nur deutet der zuerst begonnene Chor auf die ursp. Absicht,
die Ssch. schmäler zu halten; er schließt mit 5 Seiten des 16Ecks.
Lichte Maße 59,5 m 1,31 m br., 17 m bh. Die äußere Erscheinung
reich, im Gegensatz zu der sonstigen Tendenz der Erzgebirgs-
schule; die Strebepfll, kräftig vortretend; sie selbst sowohl als
die zwischen ihnen liegenden Wandflächen in glänzender, wenn
auch einigermaßen einförmig wirkender Weise mit blindem Stab-
und Maßwerk, durchflochtenen Kielbögen usw. überkleidet.
Unter dem Dachgesims taucht der Rundbogenfries wieder auf,
in Charakteristischer Umbildung des rom. Motivs; an Baldachi-
nen, Giebeln usw, nimmt das Maßwerk öfters naturalistische Ast-
[ormen an (vgl. Schloß-K. in Chemnitz). — Die Kirche nimmt
durch. die wenig versehrte Fülle ihrer Ausstattung eine bevor-
zugte Stellung ein. Großes Altarwerk von Michael Wol-,
gemut aus Nürnberg 1479; 4 bewegl. und 2 feste Flügel; 7 m 1,
2,50 m h. Der Schrein und die Innenflügel geben Maria und
8 weibliche Heilige in Schnitzwerk; alles übrige ist gemalt; die
erste Wandelung zeigt Verkündigung, Geburt, Anbetung und
h. Sippe, die zweite Wandelung Ölberg, Geißelung, Kreuz-
tragung, Kreuzigung. — Taufstei n, Kelchform in blühender
Fr.Renss. 1536, vielleicht von Hans Speck. — Sicher von diesem
die Kanzel,z. T. in farbiger Terrakotta, schmuckreiche Treppe
mit Tür; Schalldeckel 1651. — Reste von Chorstühlen mit
Laubwerk, Getier und Fratzen, E. 15... Jh. Prunkvoller Rats-
stuhl von 1617. Kalandstübchen in der südwestl. Turm-
SMpore mit prachtvollem Ofen aus emaillierten Kacheln um
1540. Bemalte Orgeltürflügel 1627, — Heili ges Grab, bez.
1507; aus Lindenholz geschnitzter freistehender Schrein” mit
hohem turmartigem Aufbau; das figürl, Element tritt gegen das
architektonische zurück. — Fr eigruppe der Maria mit dem
Leichnam des Herrn A. 16. Jh.; Lindenholz, noch in der feinen
alten Bemalung; nicht manierfrei, aber edel und tief gedacht;
unter den deutschen Bildhauerarbeiten dieser Epoche verdient
dies anonyme (neuerdings von Flechsig dem Zwickauer Peter
Bauer zugeschriebene) Werk einen hohen Rang. — Grab.
Steine und besonders Gedenktafeln in sehr großer Zahl.
Messingplatten: ikonisch Martin Römer 1560, die meisten heral-
disch. Freigrab nebst Epitaph für Karl v. Bose 1637. Von den
über den Emporen hängenden Epitaphen die bmkw.: Joh. Seling
1591, der Rahmen in der Art des Schreckenfuchs; Joh. Zochen-
dorf 1662, farbiges, plastisches Kniebild; Obristwachtmeister
v. Heldreich + 1674, lebensgrToße, lebendig behandelte Holzfig.;
Bürgermeister Mühlpfort + 1534; unbekannte Stifterfamilie 1559
bez. W.K. (Wolf Kirchner?). — Unter den Altar geräten
Meisterwerke der spgot. und renss. Silberschmiedekunst. Abend-
mahlskanne vom Zwickauer Meister M W 1622, Hostienhüchse
C W 1661.
Katharinen-K, gegr. nach 1212, in verschiedenen got. Epochen
umgebaut, zuletzt 1571. Der gestreckte, platt geschl. Chor und
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