Full text: Mitteldeutschland (Band 1)

Bamberg — 30 
Platz besetzt und wurden in größerer Höhe bloße Wappentafeln 
angebracht; für eine Anzahl ist der Guß in der Forchheimer Hütte 
bezeugt; für welche anderen die P. Vischersche in Frage käme, 
wäre noch zu untersuchen; wahrscheinlich ist es für die Platte 
des Joh. v. Limpurg (+ 1475), die dann die älteste in der Klasse 
der gravierten von P, Vischer wäre. — Spgot. Schnitzaltäre 
im nördl. Ssch, (aus Mühlhausen) und in der Nagel-Kap. — 
Kaiserglocken aus A. 14. Jh. Die’ größere nach Heinrich 
benannte bez. 1311, im Durchmesser 179 cm, Höhe 140 cm. 
Schatzkammer (seit 1907 in neuen Räumen geordnet) ist in 
ganz hervorragender Weise reich an Textilien: ‚drei den 
Reichskleinodien beigezählte Kaisermäntel, Rationale, Grabtuch 
des Bischofs Günther (sämtlich 11. Jh.), Mitra des h. Otto (12. Jh.), 
großer Wandteppich mit der Passion (15. Jh.), ferner Kleinodien 
aus Metall: zwei rom. Tragaltärchen mit Email und Elfenbein- 
schnitzereien, großer Bronzeleuchter für Osterkerze (12. Jh.), 
Kurvatur eines Bischofsstabs mit Email (13. Jh.), Reliquiarien 
und Monstranzen, Schüssel aus Glasfluß (Opus Alexandrinum 
1, Jh.). Gegenstände aus Elfenbein: Messerscheide (späte- 
stens 9. Jh.), Pontifikalkämme (roman.), Ziborium (got.), Kruzi- 
üxe, — Bis ins 16, Jh. fand alle sieben Jahre die große „Heiltums- 
fahrt“ (öffentliche Ausstellung der zahlreichen Reliquien) statt. 
Der Dom liegt inmitten eines Komplexes von Amts- und Wohn- 
häusern der geistlichen Würdenträger, 
Alte Hofhaltung. Weitläufiger Hof von malerischen Fachwerk- 
häusern mit Holzgalerien umgeben (bez. 1479); nach vorn gegen 
den Domplatz eine Hofmauer mit prächtigem Einfahrtstor und 
neben diesem ein nach der Tiefe unvollständig gebliebenes 
Steinhaus; durch die künstlerische Feinheit der asymmetrischen 
Gruppenbildung eine der allerglücklichsten und bezeichnendsten 
Schöpfungen der deutschen Renaissance, erbaut unter B. Voit 
v. Würzburg + 1577. Der entwerfende Baumeister unbekannt. 
(Daniel Engelhard? Caspar Vischer?) — In demselben Gebäude- 
komplex eingeschlossen die Überreste der . 
Andreas-Kap., eines frrom. achteck. Zentralbaus (Burgkapelle 
der Königspfalz?) und die 
Katharinen-Kap, aus dem 12. Jh., anscheinend Doppelkanpnelle. 
(Hauskapelle des Bischofs.) 
Neue Residenz. Nachdem die Bischöfe abwechselnd im Geiers- 
wörther Schloß (an der Stelle des jetzigen Oberlandesgerichts) 
und in einem verschwundenen Schloß auf dem Michelsberg 
residiert hatten, wurde 1695 von B. Lothar Franz v. Schönborn 
der gegenwärtige Bau begonnen. Baumeister Leonhard Dientzen- 
hofer. Zur Ausführung kam (bis 1704) nur ein Fragment des 
riesigen Planes in drei Flügeln. Der mittlere sollte in der Quer- 
achse des Doms ein großes Portal erhalten. Ausgeführt nur 
die rechte Hälfte des Mitteltrakts und der östl. Flügelbau, in 
einem massigen hohen Pavillon endend. Die Behandlung korrekt.
	        
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